Schon vergessen – oder nie gehört? Wirtschaftswunder. Wohlstand seit Jahrzehnten. Krisenfestigkeit, wie zuletzt bewiesen im dramatischen Jahr 2009. Und: hohe Sozialausgaben trotz Rekordbeschäftigung!

Der Staat verteilt also kräftig um. Dennoch ist laut einer repräsentativen Umfrage die Mehrheit der Deutschen der Ansicht, dass der soziale Ausgleich nicht mehr funktioniere. Sie wünschen sich noch mehr Staat. Weil die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer würden. Und als Schutz vor Abstieg infolge von weiterer Globalisierung und Digitalisierung.

Tatsächlich aber sind in Deutschland so wenige Menschen von Armut betroffen oder bedroht wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die Ungleichheit zwischen hohen und niedrigen Einkommen wird durch den Sozialstaat erheblich ausgeglichen – dank der progressiven Einkommensteuer.

Gefüllt werden die Sozialkassen von den Unternehmen und ihren Beschäftigten. Der beste Schutz der Menschen vor sozialem Abstieg oder mehr Armut ist eine brummende Wirtschaft – die ihre innovativen Produkte in alle Welt verkauft.

Nicht noch mehr muss der Staat deshalb tun, sondern das Richtige. Zum Beispiel beim Wohnraum: nicht Mieten deckeln, sondern Bauen erleichtern.

Eines freilich können wohl weder Staat noch Wirtschaft: Den Deutschen die Freude nehmen am Klagen auf hohem Niveau …