Tübingen. Peter Sautter steht mit der Datenbrille mitten in der großen Halle des Technology Centers der Walter AG. Was er sieht, wird auf einen großen Bildschirm übertragen. Nähert er sich einer der Maschinen im Raum, werden Grafiken und Tabellen sichtbar, die über den aktuellen Zustand der Maschine informieren.
„Je näher ich komme, desto detaillierter werden die Daten“, erläutert der junge Wirtschaftsingenieur, der beim Tübinger Werkzeughersteller an der Entwicklung der digitalen Produktion der Zukunft mitarbeitet.
Apps überwachen Maschinen und organisieren den Nachschub
Die Nutzung von Datenbrillen, die heute schon eingesetzt werden, um beispielsweise Schulungen live von Tübingen nach Schanghai zu übertragen, ist nur ein sichtbares Zeichen für die Digitalisierung, die auch beim Spezialisten für Fräsen, Bohren, Drehen und Gewindeschneiden vorangetrieben wird.Neben den Präzisionswerkzeugen, von denen Walter rund 45.000 verschiedene Standardmodelle im Angebot hat, wird das digitale Portfolio immer weiter entwickelt. Es seien bereits viele Apps verfügbar, erklärt Jacek Kruszynski, der als Vice President für den Bereich Engineering sowie für das Technology Center verantwortlich ist.
Mit den Programmen können Anwender von Walter-Werkzeugen beispielsweise den Zustand von Maschine und Werkzeug abfragen, die Effizienz von Produktionsprozessen überwachen und vergleichen oder die Lagerhaltung und den Nachschub organisieren.
Und dank einer Tool-ID, die per Barcode-Scanner eingelesen wird, werden die Werkzeugdaten automatisch ins Produktionssystem übertragen, was viele Einstellarbeiten an den Maschinen überflüssig macht.
„Digitale Lösungen sind die Zukunft der modernen Zerspanung“, ist der Walter-Vorstandsvorsitzende Mirko Merlo überzeugt. Um die Entwicklung auf diesem Feld voranzutreiben, hat der Konzern, der weltweit rund 3.500 Mitarbeiter beschäftigt, davon rund 2.000 in Deutschland, im vergangenen Jahr das Technology Center am Stammsitz in Betrieb genommen. Hier werden individuelle Lösungen für Produktionsprozesse entwickelt, oft gemeinsam mit den Kunden, so Kruszynski.
Die Maschinenhalle ist dafür mit modernsten Anlagen und digitaler Technik ausgestattet. Walter sieht darin ein Modell für die Fabrik der Zukunft.