Eltville. Wenn es um Gummischnüre und Gummidichtungen geht, helfen Formeln oft wenig. „Sondern nur Geduld und Erfahrungswerte“, erklärt Hans Zinsius (59). Seit 22 Jahren tüftelt er bei Förster Elastomertechnik im hessischen Eltville an ausgefallenen Spritzgussformen.

Das Problem ist die Quellung der Rohmasse: Wird diese durch ein gerades Profil gepresst, wölbt es sich anschließend auf. „Nicht einfach“, erklärt Zinsius, „in der Produktion trotzdem perfekte Ergebnisse zu erzielen.“

So läuft das bei Förster. Fast die komplette Produktion des schon 1932 gegründeten familiengeführten Unternehmens kommt ohne Hightech-Maschinen aus. Ein Team von 25 Mitarbeitern fertigt das meiste manuell, in geringen Stückzahlen. 50 Tonnen Rohmasse presst der Betrieb jährlich zu Gummischnüren. „Andere verarbeiten die gleiche Menge am Tag“, sagt Wolfgang Berg, der Prokurist.

Man wolle sich aber mit denen auch gar nicht messen. Das Eltviller Unternehmen, stellt Berg klar, sei spezialisiert auf kleine und mittlere Serien: Dichtungen, Schläuche und Manschetten für den technischen Handel. „Massenproduktion überlassen wir den Großen.“ Jahresumsatz: 2 Millionen Euro.

Die meisten Mitbewerber haben sich in Clustern organisiert, etwa im eine Autostunde östlich gelegenen Gelnhausen. „Tür an Tür sitzen dort Kautschuk- und Kunststoffproduzenten. Sie tauschen Fachkräfte aus, auch Forschung und Entwicklung laufen häufig in Kooperation. Für uns ist das zu weit, selbst um dorthin einen Azubi zur Berufsschule zu schicken.“

Ausbildung ist daher in dieser besonderen Firma kein Thema. „Den letzten Lehrling hatten wir vor 30 Jahren hier“, erzählt der Prokurist. „Um uns zu behaupten, müssen wir auf die Erfahrung unserer Mitarbeiter setzen.“

Wie eben Hans Zinsius, als gelernter Feinmechaniker eigentlich fachfremd, aber seit Jahrzehnten als Werkzeugmacher im Betrieb. Fast 3.000 Formen hat er schon entworfen und sein Wissen an jüngere Kollegen weitergegeben.

Auch die Qualitätskontrolle basiert bei Förster auf Erfahrung und Handarbeit. Schon seit 40 Jahren ist Arif Eriten dabei. Am Extruder wickelt er frisch gepresste Profilschnüre auf pizzablechgroße Scheiben, lässt Zentimeter für Zentimeter durch seine Linke laufen, während er den Teller mit der Rechten dreht. „Unebenheiten oder Risse spüre ich sofort“, sagt er. Ausschuss werde so meist noch vor der Vulkanisierung vermieden.

Hightech-Gerät kommt erst bei der Endkontrolle zum Einsatz: Im Labor werden Produktproben genau auf Beschaffenheit und Maß geprüft.