Berlin/Straßburg. Es war ein hartes Ringen. Gut 13 Stunden dauerten die Verhandlungen im Rat der EU-Umweltminister – dann beschlossen sie: Um 35 Prozent sollen die CO2-Emissionen von Neuwagen bis 2030 gesenkt werden.
Die Bundesregierung wollte den Herstellern da eigentlich „nur“ 30 Prozent Reduktion vorgeben. Zwar läuft jetzt noch der sogenannte Trilog, in dem die Mitgliedsstaaten, die EU-Kommission und das Europaparlament die neue Vorgabe endgültig festzurren werden. Deutschen Widerstand gibt es da aber nicht mehr: „Das Ergebnis ist gut“, so Kanzlerin Angela Merkel.
Überzogene Vorgabe gefährdet zahlreiche Arbeitsplätze
Nur – wie soll das in der Praxis erreicht werden?
Aus Sicht der Autohersteller ist die EU-Vorgabe „überzogen“ und gefährdet zahlreiche Arbeitsplätze in Deutschland. „In keinem Teil der Welt sind vergleichbare Ziele in Sicht“, sagt Bernhard Mattes, Präsident des Branchenverbands VDA.
Dazu muss man wissen: Die neue 35-Prozent-Minderung bezieht sich nicht etwa auf den aktuellen CO2-Ausstoß der Neuwagen – sondern auf die für 2021 politisch angepeilten besseren Werte. Im Vergleich zum heutigen Stand müsste daher eine Reduzierung um mehr als 50 Prozent erreicht werden! Heißt zugespitzt: 2030 dürfen nur noch Autos auf die Straße kommen, die im Schnitt weniger als drei Liter Sprit für 100 Kilometer benötigen.
„Mit dem Diesel können wir die Klimaziele zunächst leichter erreichen“
Wie könnte unsere Industrie das schaffen? Branchenkenner wie Professor Stefan Bratzel vom Institut CAM in Bergisch Gladbach bringen eine Technlogie ins Spiel, die in Verruf geraten ist: „Mit dem Diesel können wir unsere Klimaziele zunächst leichter erreichen.“
Bekanntlich benötigen Diesel weniger Sprit als Benziner und stoßen deswegen weniger CO2 aus. Und das Problem des Stickoxid-Ausstoßes der Selbstzünder ist technisch gelöst. Neueste Diesel entsprechen der superstrengen Norm „Euro 6d-temp“. Über 400 Dieselmodelle dieser Norm haben deutsche und ausländische Hersteller bereits im Angebot.
Langfristig helfen nur viele E-Autos
Wobei für Bratzel klar ist: In Sachen Klima kann der Diesel nur als Brückentechnologie Entlastung bringen. Langfristig lassen sich die politischen Vorgaben „nur durch einen hohen Anteil elektrifizierter Fahrzeuge an den Neuzulassungen erreichen“, so der Experte.
Auch da haben die Hersteller ja immer mehr in Angebot. Woran es nach wie vor fehlt, ist die Lade-Infrastruktur …