Nürnberg. In der Freizeit will das keiner mehr missen: die Wetter-App, mit der man im Urlaub dem Regen entwischt, die Stau-Umfahrung aus dem Navi, den schnellen Preisvergleich auf dem Smartphone. Digitale Technik macht uns hochflexibel. Und was ist mit der Arbeitswelt?
Darüber wird viel diskutiert. Ob man auch außerhalb der regulären Arbeitszeit noch auf eine Mail reagiert oder über das Tablet ein technisches Problem löst – oft ist es die Beweglichkeit im Kleinen, die im betrieblichen Miteinander großen Nutzen stiften kann.
Die Gewerkschaft IG Metall führt zurzeit eher Nachteile ins Feld: In ihrer Argumentation geht es um Überstunden und die Grenze zwischen Beruf und Privatleben. Laut Statistik des IAB in Nürnberg jedoch, dem Forschungsinstitut der Arbeitsagenturen, lag das Überstunden-Volumen 2015 um ein Fünftel niedriger als noch zur Jahrtausendwende.
Und was die Vereinbarkeit von Job und Familie angeht: Da hat sich die Welt verändert. Immer mehr Betriebe entwickeln maßgeschneiderte Modelle, um attraktiv für Fachkräfte zu bleiben. Doch zugleich müssen sie sich einer weiteren Herausforderung stellen: Eben jener Digitalisierung, die uns das Leben so viel leichter macht. Auch diesbezüglich ist also neues Denken gefragt.
Ist das deutsche Arbeitszeitgesetz mit seinen starren Regeln noch der richtige Rahmen für die digitale Arbeitswelt? Der Software-Entwickler zum Beispiel – darf er nicht abends um elf was tun, wenn er einen klugen Einfall hat, und am nächsten Morgen weitermachen, bevor er mit seinen Kindern auf den Spielplatz geht? Oder müssen dazwischen zwingend elf Stunden ununterbrochene „Ruhezeit“ liegen, wie es das deutsche Gesetz vorsieht?
Arbeitnehmerinteressen berücksichtigen und zugleich Betriebe flexibler machen: Da braucht es einen Plan, der viele Dinge neu auszutariert. Die EU-Arbeitszeitrichtlinie ist schon näher dran an den Erfordernissen. Sie limitiert nicht die tägliche, sondern nur die wöchentliche Arbeitszeit über eine längere Frist.