Berlin. 3,1 Milliarden Euro: So viel spendeten die Bundesbürger schon in den ersten neun Monaten dieses Jahres. Und das ist laut einer aktuellen Analyse der GfK-Marktforscher für den Deutschen Spendenrat immerhin das zweitbeste Ergebnis der letzten zehn Jahre. Aber das Spendenaufkommen ist um 10 Prozent geringer als 2015.
Sind die Deutschen knauseriger geworden? „Nein“, sagt Burkhard Wilke vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen in Berlin, „Hauptgrund für die hohe Spendenbereitschaft im vergangenen Jahr waren die Flüchtlingshilfe – und das Erdbeben in Nepal.“ Diese beiden Ereignisse wurden besonders medienwirksam kommuniziert. „Eine Naturkatastrophe, bei der einem die Opfer klar vor die Augen geführt werden, so wie in Nepal, löst ganz schnell eine Spendenbereitschaft aus.“
Laut GfK-Studie gaben zuletzt weniger Menschen Geld. Statt 18,4 Millionen Personen (in den ersten drei Quartalen des Vorjahrs) spendeten nun 17,8 Millionen. Auch die Summen fielen geringer aus, die durchschnittliche Spende beträgt 32 Euro – 3 Euro weniger als im Vorjahr. Jeder Deutsche spendet fünf- bis sechsmal im Jahr.
„Auf langfristige Sicht nimmt die Spendenbereitschaft bei uns langsam aber stetig zu“, betont Experte Wilke. „Und die Hälfte der Spender gibt regelmäßig für einen guten Zweck – ganz ohne medienwirksamen Anlass.“ Im internationalen Vergleich jedoch könnten wir noch mehr tun: „In Ländern wie den Niederlanden, Großbritannien oder Norwegen spenden noch deutlich mehr Menschen.“
Laut dem kürzlich von der Londoner Charities Aid Foundation veröffentlichten „World Giving Index“ liegen die Deutschen im Länder-Ranking der finanziellen Spenden nur auf Platz 30. Ganz oben: Myanmar. „In anderen Ländern ist das Thema viel selbstverständlicher und positiver besetzt“, erklärt Wilke, „da können wir besser werden.“
Und wofür geben wir am meisten? Mehr als drei Viertel der Gelder fließen laut GfK in humanitäre Hilfe. Mit großem Abstand folgen Tierschutz, Kultur- und Denkmalpflege, Umweltschutz und Sport. Gut ein Zehntel des gesamten Volumens geht aktuell in Hilfen für Flüchtlinge im In- und Ausland. Generell gilt, so Wilke: „Die Leute wollen immer häufiger etwas gegen die Not von Menschen in ihrer Nähe tun, und sie möchten erkennen können, was sie damit bewirken“.
Wobei die Großzügigkeit aktuell besonders groß ist – wie immer im Advent. So prognostiziert die Studie für das ganze Jahr 2016 eine Gesamtsumme von rund 5 Milliarden Euro. Und dabei geht es nur um gute Taten von Privaten: Die zahlreichen Spenden der Unternehmen im Lande sind noch gar nicht eingerechnet.