Stolberg. Mit seinem Helm und dem silbernen Schutzmantel erinnert Matthias Schild an Figuren aus dem Science-Fiction-Epos „Star Wars“. Dabei ist er in irdischer Mission unterwegs: Schild zieht mit einer Art Rechen Schlacke von der flüssigen Metall-Legierung, die 1.100 Grad heiß ist. Er lacht beim Blick in den Ofen: „Der hat sich im Laufe der Jahre zum Gold- und Silberesel gemausert. Und damit die Zukunft unserer Bleihütte gesichert.“ Denn die Metall-Legierung enthält heutzutage nicht nur Blei. Sondern auch Silber und Gold.

Das sieht Schilds Chef genauso. „Nur mit der klassischen Bleiherstellung allein könnten wir schon lange nicht mehr profitabel wachsen“, sagt Urban Meurer, Geschäftsführer der Berzelius Stolberg GmbH. „Wir machen heute mehr Umsatz mit der Gewinnung von Gold und Silber.“

Das Unternehmen verhüttet längst nicht mehr Bleierz aus der Aachener Region. Heute kommen die Erze, die Blei und vermehrt Gold und Silber enthalten, aus Südamerika, Australien, Schweden. Die gewonnenen Edelmetalle gehen unter anderem an die Schmuck-Industrie: pro Jahr 500 Tonnen Silber und 1.200 Kilo Gold. Das Kerngeschäft aber bleibt die Bleiverhüttung, mit über 150.000 Tonnen jährlich. Und da sind auch alte Autobatterien ein wichtiger Rohstofflieferant.

Das Bleirecycling geschieht im europäischen Firmen-Verbund mit eigener Sammellogistik und Standorten, in denen die Batterien zerlegt werden. Der Stolberger Betrieb (270 Mitarbeiter, 400 Millionen Euro Umsatz) übernimmt die Aufbereitung der in den Akkus enthaltenen Bleipaste.

130.000 Tonnen Recyclingmaterial wandern pro Jahr in den Schmelzofen und danach in die Raffination, wo die einzelnen Metalle voneinander getrennt werden. Noch einmal die gleiche Menge ist Rohmaterial in Form von Erzkonzentrat. „Wir nutzen Metalle und verbrauchen sie nicht. Denn Blei verliert beim Recycling nichts von seiner Qualität“, sagt Meurer. Ein perfekter Kreislauf also.

Das aus alten Autobatterien gewonnene Metall findet sich in neuen Energiespeichern wieder, aber auch im Strahlenschutz in Atomkraftwerken oder beim Röntgengerät in der Arztpraxis. Es ummantelt und schützt Unterseekabel und steckt in Bedachungen.

Die Hütte gehört seit gut 20 Jahren zum US-Konzern Eco Bat – und der investierte Mitte der 90er-Jahre 300 Millionen Euro. Der damals in Betrieb genommene sogenannte QSL-Ofen gilt noch heute als das Maß der Dinge bei der Bleigewinnung: 60 Prozent weniger Energieverbrauch gegenüber konventionellen Verfahren. Der Ofen nutzt den im Bleierz enthaltenen Schwefel als Brennstoff in Verbindung mit reinem Sauerstoff.

Seit der Jahrtausendwende hat der Konzern weitere 60 Millionen Euro in den Standort investiert. Die eine Hälfte floss in die Produktion, die andere in den Umweltschutz. So liefert beispielsweise die Wärmerückgewinnung Dampf für eine Turbine, die 50 Prozent des Strombedarfs deckt.

Klar, Blei ist ein toller Werkstoff. Nur im Bleistift, da steckte es nie drin. Wir schreiben mit Grafit!