Köln. Seit etwa einem Jahr demonstrieren Jugendliche von „Fridays for Future“ immer wieder für einen rascheren Klimaschutz. Den will die Bundesregierung mit ihrem Klimaschutzprogramm 2030 auch erreichen. Ein ganzes Paket von Maßnahmen hat sie dazu geschnürt. Vor allem, um den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid im Verkehr und in Gebäuden einzudämmen.
Erstmals bekommt der Ausstoß von CO2 in Auto und Heizung einen Preis
Die entscheidende Neuerung des Klimapakets ist: „Erstmals wird der Gesamtausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid in Autos und Heizungen begrenzt und der Ausstoß erhält einen Preis, der mit der Zeit steigt“, erklärt Energieexperte Thilo Schaefer vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Dieser Beschluss betrifft jeden Verbraucher.
Ökonomen sehen in einem solchen Preis für CO2 den effizientesten Weg: „Wenn der Preis auf lange Sicht zunimmt, schafft das einen Anreiz, die eigenen Emissionen zu verringern“, erklärt Schaefer. Etwa indem man sich ein sparsameres Auto anschafft. Dafür müssen aber die vielen angekündigten E-Modelle auch auf den Markt kommen.
Das Paket gibt Verbrauchern Zeit nachzudenken
Kurz vor Weihnachten haben die Länder über den Bundesrat noch Verschärfungen des Klimapakets durchgesetzt. Statt wie ursprünglich vorgesehen 10 bis 35 Euro pro emittierte Tonne Klimagas müssen die Mineralölfirmen in den Jahren 2021 bis 2025 nun 25 bis 55 Euro abführen. Ab 2026 bildet sich der Preis am Markt, in dem Jahr sind 65 Euro pro Tonne die Obergrenze. Kritiker aber bezweifeln, ob Bund und Länder die Preise für CO2 hoch genug angesetzt haben.
Andererseits gibt das Paket Verbrauchern dadurch Zeit zu überlegen, wie sie sich am besten auf mehr Klimaschutz einstellen. Was auf uns alle zukommt, lesen Sie hier.
Spritpreis & Pendlerpauschale
Tanken wird teurer. 2021 erhöht ein CO2-Aufschlag den Preis pro Liter Benzin um 6 Cent und für Diesel um 7 Cent. Der Zuschlag steigt jährlich bis auf 13 Cent sowie 15 Cent im Jahr 2025. Die normalen Preisschwankungen etwa durch politische Konflikte sind anfangs meist größer. 2026 sind dann maximal 15 bis 17 Cent Aufschlag möglich, danach auch mehr.
Der Hintergrund. Für jede von Verbrennungsmotoren ausgestoßene Tonne Klimagas müssen Mineralölfirmen zukünftig einen CO2-Preis abführen. Den legen sie auf den Liter Sprit um.
Pendlerpauschale höher. Um den Effekt zu mildern, soll die Pauschale für Pendler steigen. Von 2021 an können sie ab dem 21. Kilometer 35 statt 30 Cent pro Kilometer von der Steuer absetzen und 2024 bis 2026 sogar 38 Cent.
Elektroauto
Die Kaufprämie wird erhöht. 6.000 Euro statt bisher 4.000 Euro Umweltbonus erhalten Käufer rein elektrischer Autos, wenn das Modell bis zu 40.000 Euro kostet. Für teurere E-Autos gibt es nun 5.000 Euro Prämie. Auch für Plug-in-Hybride (Steckdosen-Hybrid) soll der Zuschuss steigen. Obergrenze für einen Bonus ist ein Listenpreis von 65.000 Euro.
Laufzeit wird verlängert. Statt nur bis Ende kommenden Jahres soll die Prämie nun bis Ende 2025 gezahlt werden. In dieser Zeit zugelassene Elektroautos sind zehn Jahre lang von der Kraftfahrzeug-Steuer befreit.
Mehr Ladestellen. In den nächsten zwei Jahren sollen 50.000 Ladepunkte gebaut werden. Derzeit sind es 21.100 Stationen.
Bahnfahren & Fliegen
Billigere Bahnfernreisen. Auch für Bahnfahrten im Fernverkehr sind ab dem 1. Januar 2020 nur noch 7 statt 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig.Der Supersparpreis in der zweiten Klasse zum Beispiel sinkt von 19,90 auf 17,90 Euro. Und mit Bahncard-Rabatt sogar auf 13,40 Euro. Mit diesen Tickets, die es nur in begrenzter Menge gibt, kann man bundesweit reisen.
Fliegen wird teurer. Ab April 2020 erhöht sich die Luftverkehrsteuer für Flüge in Inland und EU um 5,50 auf 13 Euro, um 10 auf 33 Euro für mittlere Strecken (über 2.500 Kilometer) und um 17 auf 59 Euro für große Distanzen (mehr als 6.000 Kilometer). Die Einnahmen sollen die Mehrwertsteuer-Senkung bei der Bahn mitfinanzieren.
Heizen & Strompreise
Gas und Öl kosten mehr. Auch beim Heizen gibt es jährlich steigende Zusatzkosten. Bei einer mit Erdgas beheizten Durchschnittswohnung mit 71 Quadratmetern sind das von 46 Euro im Jahr 2021 bis zu 100 Euro im Jahr 2025. Bei einer Ölheizung erhöht sich die Rechnung um 61 bis 134 Euro. Die Werte haben die Technische Uni Dortmund und der Energiedienstleister Ista anhand der Daten von 65.000 Mehrfamilienhäusern ermittelt.
Steuerförderung. Für eine selbst genutzte Immobilie soll man ein Fünftel der Kosten von Energiesparmaßnahmen absetzen können, maximal 40.000 Euro.
Abschlag bei EEG-Umlage. Die Ökostrom-Umlage wird im Jahr 2021 um 2,1 Cent pro Kilowattstunde ermäßigt und vier Jahre später um 3,4 Cent. Ein Durchschnittshaushalt mit 3.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch wird laut dem Bundesfinanzministerium dadurch 2021 um 63 Euro im Jahr entlastet und 2025 um rund 103 Euro.