Nürnberg. Monat für Monat veröffentlicht die Bundesagentur die neuesten Arbeitslosenzahlen. Und die zeigen seit Längerem nach unten. Das wollen viele einfach nicht wahrhaben: Sie bezeichnen die amtliche Statistik als geschönt, reden sogar von Fake News. Was ist da dran?
Tatsächlich sind mehr Bürger ohne Job als die offiziellen Zahlen ausweisen. Doch der Vorwurf, die Nürnberger Behörde würde die Statistik fälschen, ist unhaltbar. Denn zeitgleich veröffentlicht sie noch eine andere Zahl, die das Bild vom Arbeitsmarkt vervollständigt: die Unterbeschäftigung.
Schön der Reihe nach: Wer in Deutschland offiziell als arbeitslos gilt, regelt das Sozialgesetzbuch. Grundsätzlich sind das nur diejenigen,
- die sich arbeitslos gemeldet haben und für eine Vermittlung zur Verfügung stehen,
- die eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung suchen,
- die bisher gar nicht oder weniger als 15 Stunden pro Woche arbeiten.
Im vergangenen Jahr waren im Schnitt 2,34 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet, weniger als die Hälfte verglichen mit 2005.
Rechnet man aber auch noch jene Jobsucher hinzu, die derzeit von den Arbeitsagenturen vermittelte Aus- und Fortbildungen oder Förderkurse absolvieren, gab es hierzulande 2018 rund 3,29 Millionen Menschen ohne reguläre Beschäftigung. Die Arbeitsagentur spricht da von Unterbeschäftigung. Allerdings: Auch die ist in den letzten Jahren deutlich gesunken.
Zahlen zur Unterbeschäftigung werden erst seit 2005 mit veröffentlicht

Zu den Unterbeschäftigten, aber nicht offiziell Arbeitslosen, zählen auch Menschen, die vorübergehend krank sind (und deshalb für die Vermittlung nicht zur Verfügung stehen). Oder älter als 58 Jahre sind und mindestens ein Jahr lang Hartz IV (Arbeitslosengeld zwei) beziehen, ohne dass ihnen in dieser Zeit eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung angeboten worden ist: In der letzten Gruppe befanden sich im Dezember 2018 fast 170.000 Menschen.
Da stellt sich die Frage: Wie kann es sein, dass diese Älteren ohne Job in der offiziellen Arbeitslosenstatistik fehlen?
Laut internationaler Messung steht Deutschland noch besser da
Gleichwohl ist es unseriös, pauschal von immer fieseren Statistik-Tricks zu reden, welche die Lage am Arbeitsmarkt verschleiern sollen. Denn es sind ja alle statistisch erfasst. Allerdings werden die Zahlen zur Unterbeschäftigung erst seit 2005 mitveröffentlicht, um größtmögliche Transparenz zu schaffen. Manche, die meckern, haben das vielleicht noch nicht mitbekommen …
Übrigens: Die Kriterien der Bundesagentur unterscheiden sich von denen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO. Nach deren Standard, den auch die europäische Statistikbehörde Eurostat anwendet, reicht es, eine einzige Stunde pro Woche zu arbeiten, um offiziell erwerbstätig zu sein. Demnach waren bei uns zuletzt 3,2 Prozent der Erwerbsfähigen ohne Job. Laut Statistik der Bundesagentur lag die Arbeitslosenquote im Dezember deutlich höher – bei 4,9 Prozent (Jahresdurchschnitt: 5,2 Prozent).