Wachstum in Deutschland – was ist da in Zukunft überhaupt noch drin? Darüber sprach aktiv mit Professor Timo Wollmershäuser. Der Leiter Konjunkturprognosen vom Ifo-Institut ist Mitautor des aktuellen Frühjahrsgutachtens für das Bundeswirtschaftsministerium, das fünf namhafte Wirtschaftsforschungsinstitute erstellen.

Herr Professor Wollmershäuser, Sie erwarten 0,1 Prozent Wirtschaftswachstum für dieses Jahr. Also fast nichts …

Tatsächlich kommt unsere Wirtschaft nicht voran – seit Jahren: Wir stehen, wo wir 2019 waren. So lang war noch keine Krise in der Nachkriegszeit.

Wann nimmt Deutschland wieder Fahrt auf?

Kommendes Jahr könnten wir um mehr als 1 Prozent wachsen. Dazu tragen die neuen staatlichen Verschuldungsspielräume erheblich bei. Gleichzeitig sind die Unsicherheiten groß, allein schon durch die US-Handelspolitik. Klar sein muss zudem: Deutschland leidet nicht nur unter einer Konjunkturschwäche, sondern hat vor allem Strukturprobleme – etwa den Arbeitskräftemangel, zu hohe Energiepreise, die überbordende Bürokratie.

„Wichtig ist, die Wachstumskräfte unserer Wirtschaft zu stärken“

Timo Wollmershäuser, Leiter Konjunkturprognosen, Ifo-Institut

Da helfen höhere Staatsausgaben kaum.

Genau. Wichtig ist, die Wachstumskräfte unserer Wirtschaft zu stärken. Der Standort muss attraktiver werden, damit Unternehmen wieder mehr investieren.

Die Bäume wachsen aber nicht in den Himmel?

Auf längere Sicht werden wir uns an eher geringe Wachstumsraten gewöhnen müssen – schon deshalb, weil die Bevölkerung schrumpft und damit die Zahl der Beschäftigten. Umso wichtiger ist es, dass sich Deutschland jetzt aus der Krise herausarbeitet. Vom Koalitionsvertrag gehen da richtige Signale aus. Jetzt kommt es auf die Umsetzung durch die neue Bundesregierung an.

Stephan Hochrebe
aktiv-Redakteur

Nach seiner Redakteursausbildung absolvierte Stephan Hochrebe das BWL-Studium an der Universität zu Köln. Zu aktiv kam er nach Stationen bei der Funke-Mediengruppe im Ruhrgebiet und Rundfunkstationen im Rheinland. Seine Themenschwerpunkte sind Industrie und Standort – und gern auch alles andere, was unser Land am Laufen hält. Davon, wie es aussieht, überzeugt er sich gern vor Ort – nicht zuletzt bei seiner Leidenschaft: dem Wandern.

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