München/Berlin. Stoßdämpfer und Scheibenwischer, Bremssysteme oder Bordelektronik: Gut 70 Prozent eines Neuwagens stammen nicht vom Hersteller selbst, sondern von einem Automobilzulieferer.
Der Streit des Volkswagen-Konzerns mit zwei Unternehmen, auf dessen Höhepunkt die Bänder stillstanden, sorgte für medialen Wirbel und viel Spekulation über die Branche. Sie ist ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor mit bundesweit 1.500 Betrieben und über 300.000 Beschäftigten. Das ist mehr als jeder dritte Arbeitsplatz in der Auto-Industrie, so der Fachverband VDA.
Hersteller brauchen die Spezialisten
Als „mittelständisch geprägt und kerngesund“ bezeichnet Jan Dannenberg die Zulieferer. Im vergangenen Jahr seien die Umsätze um 5 Milliarden auf den Rekordwert von 78 Milliarden Euro gestiegen, so der Analyst der Management-Beratung Berylls Strategy Advisors in München.
Die Zahlen aus deren viel beachteter jährlicher Untersuchung können sich sehen lassen – auch im globalen Vergleich. Unter den Top 100 der Welt nehmen deutsche Autozulieferer 17 Positionen ein. Auf den Plätzen eins und zwei des Rankings stehen Bosch und Continental, auf dem sechsten Platz folgt ZF Friedrichshafen.
Auch wenn während des VW-Streits viel vom Kostendruck die Rede war: Deutschlands Zulieferer hätten dank ihrer Erträge gute Perspektiven, stellt Dannenberg fest. Ein Beleg dafür sei: „Die Unternehmen investieren verstärkt in die Zukunftsfähigkeit.“ Schwerpunkte sind dabei das Reduzieren von Emissionen sowie das automatisierte Fahren.
Auf diese Innovationen seien die Autobauer dringend angewiesen: „Die meisten Hersteller konzentrieren sich auf die Entwicklung, die Montage und den Vertrieb eines Wagens“, so der Analyst. Die Eigenproduktion vieler Komponenten aber lohne sich nicht für sie.
Um 10 Prozentpunkte, also auf 80 Prozent, könne der Anteil zugekaufter Teile und Systeme an Neufahrzeugen daher noch steigen. Schon jetzt seien die deutschen Anbieter in allen wichtigen Geschäftsfeldern stark vertreten – von Motoren über Getriebe, Karosserie, Elektronik und Design: „Das ist nur vergleichbar mit japanischen Zulieferern.“