Dresden. Endlich ausspannen und feiern: Einen Tag lang haben Manager und Unternehmer aus dem Arbeitgeberverband debattiert, diskutiert und Beschlüsse gefasst. Jetzt am Abend, nach langen Sitzungsstunden, steht für die 70 Teilnehmer der Mitgliederversammlung Entspannung auf dem Programm. Mit einem Schiff geht es raus auf die Elbe, um vom Fluss aus den Blick auf das illuminierte Dresden zu erleben, auf Hofkirche, Schloss und Semperoper.
Für vier Wissenschaftler und drei frischgebackene Kunststoff- und Kautschuktechniker kommt zugleich ein feierlicher Augenblick: Sie werden vom Arbeitgeberverband der Deutschen Kautschukindustrie für ihre Forschungsarbeiten sowie für gute Noten bei der Abschlussprüfung ausgezeichnet. Bei gutem Essen und gemütlichen Gesprächen nehmen die Teilnehmer damit die Zukunft der Branche in den Blick. Vier Arbeiten aus dem Deutschen Kautschukinstitut in Hannover haben die Juroren durch innovative Forschungsansätze und Experimente beeindruckt. Sie werden an diesem Abend prämiert, ihre Verfasser erhalten jeweils 3.000 Euro Preisgeld.
Kohlenstoff-Nanoröhrchen verleihen Kautschuk ganz neue Eigenschaften
„So eine Auszeichnung ist eine tolle Bestätigung für die Mühen der vergangenen Jahre“, sagt Heike Wittek. Die 34-jährige Maschinenbau-Ingenieurin, die seit Juli stellvertretende Leiterin der Abteilung Verarbeitungstechnik am Kautschukinstitut DIK in Hannover ist, wird für ihre Doktorarbeit geehrt. Sie hat untersucht, wie sich winzige Kohlenstoff-Nanoröhrchen optimal in Kautschuk mischen lassen und welches Potenzial das neue Material als Füllstoff in Gummi hat. Ergebnis: Man kann so Eigenschaften erzeugen, die mit herkömmlichen Füllstoffen nicht möglich sind.
Die Maschinenbau-Ingenieurin freut sich: „Jetzt sieht man, wofür man gearbeitet hat, oft bis in die Nacht hinein. Man hat mitunter an den eigenen Ansätzen gezweifelt und doch immer wieder weitergemacht. Und es hat sich gelohnt. Das ist unglaublich motivierend.“ Zudem sei der Preis ein Pluspunkt für den weiteren Berufsweg. „Das macht sich bestens in jedem Lebenslauf.“
Das dürfte auch Gianfredo Romano, Marion Schellenberg und Irina Weilert freuen. Der 29-jährige Romano ist Ingenieur bei Continental in Hannover und hat die Grundlagen der Reibung von Gummi auf Oberflächen untersucht, damit man das Verhalten besser beschreiben und vorhersagen kann. Seine Kollegin Schellenberg (32 Jahre) arbeitet ebenfalls bei Continental und erforschte, wie sich mit Schichtsilikaten neuartige Nanokomposite entwickeln lassen.
Und die 26-jährige Weilert ermittelte, welche Vorteile Cellulose als Füllstoff gegenüber Ruß hat. Wichtigster Pluspunkt des natürlichen Rohstoffs ist, dass er eine Verringerung des Gewichts ermöglicht. Weilert ist jetzt wissenschaftliche Mitarbeiterin am DIK und hat bereits ein neues Ziel: „Ich möchte unbedingt den Doktor machen!“
Heute jedoch genießen die Preisträger zusammen mit Partnern und Freunden den Abend, während das Schiff auf das hell angestrahlte Schloss Pillnitz zufährt. Und sie plaudern darüber, was sie mit dem Preisgeld anstellen wollen. Urlaub steht da ganz oben auf der Liste. Gianfredo Romano und Irina Weilert wollen in den Süden reisen, Marion Schellenberg möchte zum Hochseeangeln. „Meine Familie liebt das Meer. Schon mein Großvater hat geangelt, meistens auf der Ostsee. Wir mieten uns ein Boot und fahren raus“, erzählt sie.
Auch die drei jungen Kautschuktechniker schmieden Pläne. Sebastian Wünschel, Christoph Mussauer und Tobias Veit freuen sich über je 1.000 Euro. Die Auszeichnung erhalten sie, weil sie die zweijährige Ausbildung im hessischen Gelnhausen mit der Note Eins abgeschlossen haben. Sie sind wie die Forscher voller Tatendrang.