Essen Vor allem Nordrhein-Westfalen setzt bei der Stromerzeugung auf die Verfeuerung von Braunkohle. Dabei kann man den Brennstoff auch ganz anders verwenden. Der Essener Stromkonzern RWE will das jetzt testen.
Die Forscher von RWE Power haben dafür ihren Katalysator-Teststand im rheinischen Niederaußem erweitert: Künftig werden sie dort auch sogenannte Fischer-Tropsch-Katalysatoren erproben.
Damit können die Wissenschaftler aus mit Braunkohle erzeugtem Synthesegas zum Beispiel den Chemiegrundstoff Naphtha und die Treibstoffe Diesel und Kerosin herstellen. Auch die Erzeugung von Kerzenwachs, Schmiermitteln und Stoffen für Kosmetika sei möglich, teilte RWE mit.
Grundstoffe für Kosmetika, Schmiermittel, Diesel, Kerosin und Kerzenwachs
Projektleiter Urs Overhoff weist dabei auf einen Umweltaspekt hin: „Fischer-Tropsch-Diesel zum Beispiel ist schwefelfrei. Er sorgt für eine saubere Verbrennung und mehr Leistung, wenn er üblichem Diesel beigemischt wird.“ Fast alles, was sich heute aus Erdöl oder Erdgas herstellen lässt, kann man auch aus Braunkohle machen. Naphtha etwa ist ein wichtiger Rohstoff, aus dem die Chemie-Industrie Kunststoffe aller Art produziert.
Der technisch aufgerüstete Teststand soll im Frühjahr 2016 voll in Betrieb gehen. Er steht in einem Seecontainer auf dem Gelände des Innovationszentrums Kohle am Kohlekraftwerk Niederaußem.
Zuletzt wurde der Teststand in Verbindung mit einer Elektrolyse zur Gewinnung von Methan und Methanol aus Kraftwerk-Rauchgasen und Wasserstoff genutzt. Diese Versuche wurden Ende 2014 erfolgreich abgeschlossen.
Rund die Hälfte der Braunkohle, die in Deutschland zur Stromerzeugung verwendet wird, stammt aus dem rheinischen Revier im Städtedreieck Köln-Aachen-Mönchengladbach.
Hier befindet sich das größte zusammenhängende Braunkohlevorkommen Europas: Insgesamt liegen im Rheinland 35 Milliarden Tonnen wirtschaftlich gewinnbare Kohle in der Erde.