Wann dürfen die Alten in Rente, wie viel kriegen sie – und was wird dafür den Jungen vom Lohn abgezogen? Das erregt seit Jahrzehnten die Gemüter; es geht ja für jeden Einzelnen um viel Geld und vor allem um ein großes Gefühl: fair behandelt zu werden. Ab sofort startet die Rentendebatte in eine neue Zeit. In eine Zeit von mehr Ehrlichkeit.
Denn erstmals hat eine amtliche Stelle den Schleier gelüftet und eine „Projektion“ für die Zeit nach 2030 veröffentlicht. Dezent platziert in einem „Exkurs“ zu einem „Aufsatz“ im „Monatsbericht“ der Deutschen Bundesbank. Was da drinsteht, verändert die Lebensplanung aller gesetzlich Versicherten, die jünger als 52 sind: Die „Rente mit 67“ ist für sie nicht das Ende der Fahnenstange.
Für Experten war das absehbar, aber die Obrigkeit machte daraus ein Tabu. Die Vorausschau von Versorgungsniveau und Beitragslast reichte nur bis Ende des kommenden Jahrzehnts. Obwohl erst danach die stärksten Jahrgänge in Rente gehen.
Im Prinzip hätte man sich mit der amtlichen Wahrheitsliebe noch Zeit lassen können. Erst fünf Jahre vorab fiel die Entscheidung, ab 2012 die Regelaltersgrenze „65“ zu kippen und – gestreckt über 17 Jahre – um 24 Monate zu erhöhen. Die Bundesbank plädiert nun für eine vergleichsweise softe Fortsetzung: noch mal 24 Monate, gestreckt über 30 Jahre ab 2030. Bei unveränderter Vorwarnzeit müsste die Regierung etwas in dieser Art 2025 beschließen. Auch eine „Rente mit 69“ ab 2060 würde durch steigende Lebenserwartung ausgeglichen.
Dass die Bundesbank das Thema schon jetzt anspricht, zielt auf die Politik der Gegenwart: Jede zusätzliche Leistung macht die Rechnung am Ende noch teurer!