Berlin. Das muslimische Saudi-Arabien hat kürzlich vom islamischen auf den christlichen Kalender umgestellt. Mit der Maßnahme will das Königreich Geld sparen. Denn die Staatsbediensteten arbeiten nun 365 Tage im Jahr und damit elf Tage länger als nach islamischer Zeitrechnung, erhalten aber nicht mehr Lohn.

Der Kalenderwechsel gehört zu einer Reihe zum Teil harter Sparmaßnahmen, mit denen die Regierung des Ölstaats ihre Ausgaben kürzen will. Das Land ächzt unter dem niedrigen Ölpreis, der seit Ende 2014 von über 100 Dollar je Fass um mehr als die Hälfte eingebrochen ist. „Das hat ein riesiges Loch in den Haushalt des Landes gerissen“, berichtet Sebastian Sons, Experte für Saudi-Arabien bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin.

Letztes Jahr erreichte das Defizit 15 Prozent der Wirtschaftsleistung, „in diesem Jahr werden es fast 18 Prozent sein“, weiß Sons. Umgerechnet fehlen 96 Milliarden Euro in der Staatskasse. Deshalb leiht sich die früher stinkreiche Ölmonarchie jetzt sogar Geld. Vor ein paar Monaten holte sich Saudi-Arabien 10 Milliarden Dollar Kredit bei Banken. Jetzt besorgte es sich erstmals in seiner Geschichte Kapital über Staatsanleihen, 17,5 Milliarden Dollar spülten sie in die Staatskasse.

Und im nächsten Jahr soll der Verkauf eines Teils des staatlichen Ölkonzerns Aramco an der Börse eine dreistellige Milliarden-Summe einspielen. Sie wird das Startkapital für ein Mega-Projekt sein: Die Regierung will das Land bis zum Jahr 2030 in einen modernen Industriestaat umwandeln und so unabhängiger vom Öl machen.

Sie will den Tourismus fördern, Staatsfirmen privatisieren, Investoren locken und einen Mittelstand aufbauen. Angesichts von 30 Prozent Jugendarbeitslosigkeit und des großen Haushaltsdefizits sei der Umbau überfällig, sagt Sons. „Aber er kann nur gelingen, wenn die Monarchie die 20 Millionen Saudis mitzieht. Dazu sind auch politische Reformen nötig.“ Mehr Freiheiten und mehr Rechte für Frauen etwa.