Wie gut, dass in Deutschland die Schlote rauchen! Zum dritten Mal in 15 Jahren wird uns vor Augen geführt, wohin die Vorstellung vom „postindustriellen Zeitalter“, die in vielen Köpfen herumgeistert, führen kann.
Beim ersten Mal, 2001, stürzte „nur“ die Börse ab – als die Blase der sogenannten New Economy zerplatzte und mit ihr die Idee, die kesse Szene der Internet-Wirtschaft würde den großen Industriesektoren Auto, Maschinenbau, Chemie und Elektrotechnik den Rang ablaufen. Beim zweiten Mal, 2008, wurde schon die Realwirtschaft erschüttert: Die Krise der zuvor hochgehypten Finanz-Industrie ließ ernsthaft um die Kreditversorgung der Betriebe bangen; es gab anderthalb Millionen Kurzarbeiter und einen enormen Schuldenzuwachs des Staats.
Und jetzt, 2016, bei der dritten Lektion zum Stellenwert der Industrie, geht es ums Ganze. Es wird deutlich: Wenn die Schlote nicht mehr rauchen, Fabriken schließen, industrielle Wertschöpfungsketten verloren gehen, dann gerät der gesellschaftliche Zusammenhalt in Gefahr. Es drohen politische Erdbeben.
Deutschland hat nach wie vor einen soliden Industrie-Anteil von 23 Prozent an der Gesamtwirtschaft – aber in Großbritannien, Frankreich und den USA beträgt er nur noch 10, 11 und 12 Prozent. Die Briten schockierten uns am 23. Juni mit dem Brexit. Die Amerikaner haben am 8. November ihr Establishment abgewählt. Und die Franzosen starren gebannt auf den 7. Mai 2017, der Front National hat eine gewisse Chance auf den Sieg bei der Präsidentschaftswahl.
Industrie ist mehr als nur Wohlstand. Sie ist ein Anker für politische Stabilität. Wir sollten sie hegen und pflegen.