Für Zuschauer sieht das urkomisch aus: Da fuchtelt einer scheinbar wild mit den Armen umher, greift mit der Hand in die Luft, macht einen Schritt nach links oder rechts, dreht sich – und stößt womöglich gegen einen echten Stuhl, den er nicht gesehen hat, weil er eine Brille für virtuelle Realität (VR) auf der Nase hat.
Was der Zuschauer nicht weiß: Der VR-Brillenträger ist gerade in eine eigene Welt eingetaucht, die ihn zum Beispiel in eine Autowerkstatt versetzt. So etwa beim neuen „MechMaster“ des Schweinfurter Technologieunternehmens SKF.
Virtuelle Werkstatt ist detailliert gestaltet
Die VR-Anwendung simuliert eine Werkstattsituation und zeigt Schritt für Schritt, wie man beim Auto einen Zahnriemen-Satz mit Kühlmittelpumpe tauschen kann. Ein großartiges und obendrein lehrreiches Erlebnis, findet SKF: „Unsere virtuelle Werkstatt war der Renner auf der diesjährigen Automechanika“, erinnert sich Volker Voss, der Leiter des SKF Training Centers. Dort, auf der Leitmesse für Kfz-Werkstätten, hat das Unternehmen seine Anwendung im vergangenen Herbst erstmals präsentiert. Mit Erfolg: Das Unternehmen verbucht seither zahlreiche Anfragen für Kooperationen.
Vor allem für Autohäuser oder Werkstätten ist das Bildungsformat interessant, die Software ist kostenlos im Internet abrufbar. Schnell und unkompliziert können mithilfe von VR neue Tools, Handgriffe und Werkzeuge erprobt und gelernt werden. Doch auch Laien können sich an unbekannte Aufgaben wagen.
Der virtuelle Arbeitsplatz ist detailliert gestaltet: Werkzeuge liegen griffbereit und ein virtuelles Tablet bietet Reparaturhinweise. Der Benefit für das Unternehmen: Gearbeitet wird – zumindest virtuell – mit Ersatzteilen aus dem SKF-Sortiment.
Genau hier sieht Volker Voss’ Entwicklungspartner Michael Staudacher auch zukünftige Chancen. Der Account Manager im Vehicle Aftermarket bei SKF denkt über eine „Mixed-Reality-Version“ des MechMasters nach: „Spannend wird es, wenn man in einer echten Werkstatt steht und aus der virtuellen Welt heraus Schritt für Schritt durch die Reparatur geführt wird.“
Mit einem Klick reale Ersatzteile ordern
Die virtuelle Welt soll daher künftig mit dem großen Wissensschatz des Internets verbunden werden. Nutzerinnen und Nutzer scannen dann beispielsweise die Fahrgestellnummer des Autos und können so direkt die passenden Ersatzteile von SKF ordern.

Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.
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