Josef Schweiger leitet den Brandschutz im Audi-Werk Ingolstadt
Ingolstadt. Josef Schweiger (47)will es früh wissen, wenn er und seine Leute gebraucht werden. Er setzt auf 40.000 Rauchmelder – und sobald nur ein einziger Alarm schlägt, sind seine Leute in weniger als fünf Minuten zur Stelle. „Wenn sich bei uns ein Feuer richtig ausbreiten könnte, wäre es kaum unter Kontrolle zu bringen“, erklärt er.
Jährlich 900-mal falscher Alarm
Schweiger, ein ruhiger Mann mit einem Vierteljahrhundert Berufserfahrung, ist seit 2001 der Brandschutz-Leiter von Audi in Ingolstadt. Rund 100 Feuerwehrleute arbeiten hauptberuflich im Stammwerk; rund um die Uhr stehen knapp 20 bereit, um einen Großbrand an einem der größten Automobil-Standorte der Welt zu verhindern. Das Gelände, das es zu überwachen gilt, ist 2,7 Millionen Quadratmeter groß. Das entspricht der Fläche von 375 Fußballfeldern – dicht bebaut mit Fabrikhallen und Gebäuden.
Über 34.000 Menschen arbeiten dort. Ohne technische Hilfen wäre die Sicherheit kaum zu gewährleisten. Die meisten Räume sind mit Sprinkleranlagen ausgestattet, die Wasser von der Decke regnen lassen können.
Besonders groß ist die Gefahr in der technischen Entwicklung – etwa wenn Prototypen von Autos, Getrieben oder Motoren auf dem Prüfstand Langzeittests durchlaufen. Im Brandfall fluten dort automatische Löschanlagen den Raum mit Kohlendioxid und ersticken so das Feuer. „Wir saugen das Gas dann später schnell wieder ab“, erläutert Schweiger.
Im Schnitt einmal pro Woche muss die Werkfeuerwehr tatsächlich Flammen auf dem Firmengelände löschen. Fast immer sind es kleine Brände – nur sehr selten gab es in den letzten Jahren größere Einsätze, bei denen dann auch die Ingolstädter Berufsfeuerwehr helfen musste. Rund 900-mal im Jahr müssen die Kollegen auf falschen Alarm reagieren, etwa weil ein Rauchmelder unnötig losging: Die Abgase eines Diesel-Staplers können dafür schon ausreichen.
Seit diesem Jahr auch eigene Ausbildung
Gelegentlich wird der Brandschutz auch gerufen, weil auf dem riesigen Werkgelände ein Blindgänger aus einem der Weltkriege gefunden worden ist. Mit dem Entschärfen werden dann externe Fachleute betraut. Selten sind Mitarbeiter zu befreien, die in Maschinen eingeklemmt und verletzt sind. „So was geht einem dann besonders nah“, sagt Schweiger.
Als gelernter Lackierer hat er wie fast alle Feuerwehrmänner bei Audi zunächst eine andere Berufsausbildung absolviert und dann umgesattelt – erst seit diesem Jahr kann man bei Audi auch eine Ausbildung zum Feuerwehrmann beginnen. Auch wenn der Brandschutz sein Leben ist: Schweiger weiß auch um die Schattenseiten. „Ich weise in jedem Bewerbungsgespräch eindringlich darauf hin, sich die Entscheidung gut zu überlegen“, sagt der Vater von fünf Söhnen. „Regelmäßige Nachtschichten und Wochenenddienste sind anstrengend. Nicht jede Familie macht das mit.“
Schweiger selbst musste als junger Mann aufgrund der Wochenendschichten mit dem Vereinsfußball aufhören. Und auch die Erfahrungen an Weihnachten sind ihm in Erinnerung geblieben: „Wegen der Spätschicht nicht zur Bescherung daheim zu sein – das ist schon sehr hart, wenn man kleine Kinder hat.“
Meine Arbeit
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Ich habe schon früh für die freiwillige Feuerwehr gearbeitet. Als ich in der Lackiererei von Audi beschäftigt war, habe ich gehört, dass die Werkfeuerwehr Personal sucht.
Was reizt Sie am meisten?
Die Einsätze sind vielfältig und spannend. Ich muss mich in vielen Dingen auskennen. Außerdem knüpft man im Feuerwehrdienst ein großes Netzwerk, etwa zu Rettungsdiensten und Polizei.
Worauf kommt es an?
Motivation gehört unbedingt dazu. Ein guter Feuerwehrmann sollte zudem teamfähig sein und eine gewisse Portion Mut mitbringen.