Lahr. „Bei uns heißt die Drehmaschine tourneur“, sagt Maxime Adam. „Und der Schraubstock étau.“ Der Franzose absolviert als Grenzgänger eine Ausbildung zum Industriemechaniker bei Galvanoform in Lahr. Das Unternehmen stellt mit 165 Mitarbeitern Werkzeugformen für die Automobil- und Luftfahrt-Industrie her.
Es ist einer der ersten Chemie-Betriebe in der Region, der jetzt einen Auszubildenden aus dem Elsass eingestellt hat. Dort liegt die Arbeitslosenquote unter jungen Schulabgängern bei 22 Prozent. „Wir suchen händeringend Auszubildende und finden bei uns kaum geeignete Kandidaten“, so Geschäftsführer Jürgen Obergföll. Es liegt also auf der Hand, sich im Ausland umzuschauen.
Allerdings gibt es bürokratische Hürden. In Frankreich dauert die Ausbildung zum Beispiel nur zwei Jahre, in Deutschland dreieinhalb, die Inhalte unterscheiden sich erheblich. In den französischen Berufsschulen müssen Unternehmen für Kurse extra bezahlen. Und bei einem Doppelabschluss muss der Azubi Prüfungen in beiden Sprachen ablegen.
„Das größte Problem ist die Sprache“, weiß Galvanoform-Ausbilder Volker Duchilio. „Gerade wenn es um Fachbegriffe aus dem Handwerk geht.“ Maxime Adam, der im französischen Huttenheim wohnt und täglich 35 Kilometer zu seiner Ausbildungsstelle mit dem Auto fährt, hat den Schritt trotz Sprachbarriere gewagt.
Der angehende Industriemechaniker hat einen deutschen Ausbildungsvertrag: Er wird nach Tarif bezahlt, muss aber pro Woche 37,5 Stunden statt nur 35 Stunden wie in Frankreich arbeiten. „Meine Freunde in Frankreich waren ziemlich beeindruckt, dass ich mich traue, hier eine Lehre zu machen“, erzählt der 19-Jährige in fast akzentfreiem Deutsch. „Aber ich lerne die Sprache schnell, da ich hier den ganzen Tag rede.“
Warum hat er sich überhaupt in Deutschland beworben? „Hier habe ich die Chance auf eine gute Ausbildung und eine Arbeitsstelle nach der Lehre“, sagt er. „Das stimmt“, bestätigt Obergföll, „wir haben hier bislang jeden Azubi nach der Lehre übernommen.“ Auch bei Adam ist er zuversichtlich: „Wir kannten ihn ja schon, da er als Ferienarbeiter bereits während seiner Schulzeit regelmäßig bei uns war. Er ist motiviert und geschickt“, lobt er.
Der Aufwand, einen Jugendlichen aus dem Ausland auszubilden, zahle sich aus: „Wir bekommen außerdem Unterstützung von der Agentur für Arbeit und der Industrie- und Handelskammer“, so der Chef. „Hoffentlich spricht es sich herum, dass man bei uns eine gute Ausbildung machen kann!“