Schwelm. Wenn’s piept, weiß Hayrettin Circioglu, dass es Arbeit gibt: „Meist erkenne ich an der Handschrift auf dem Bestellformular, welcher Kunde das ist“, sagt der 47-Jährige.
Gerade summt eine neue Order aus dem Fax in der Auftragsannahme der Bandweberei Günther & Windrath in Schwelm bei Wuppertal. Circioglu hakt die Daten ab: Name Helga Schmidt, Schriftzug, Buchstabengröße und -art, Farbe und Anzahl des bestellten Etiketts. „Alles da“, sagt der Versandleiter und schaut auf die große Uhr an der Wand: 10.40 Uhr. „Alles, was vor 11 Uhr an Aufträgen kommt, geht heute raus.“
Heute bestellt, morgen geliefert. Das ist die Stärke des Bandwebers aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis: „Etikettenweben kann man auch in Fernost. Aber binnen 24 Stunden liefern, das können nur wir“, sagt Geschäftsführerin Astrid Puschendorf.
Für ihre Kunden ist dieser Zeitfaktor wichtig – im doppelten Sinne. Alten- und Pflegeheime bräuchten oft in wenigen Stunden Namensetiketten, um Kleidung von Neuankömmlingen zu kennzeichnen: „Außerdem bestellen viele Klebeetiketten. So sparen sie sich das zeitaufwendige Einnähen.“
Auf den acht Jaquardwebmaschinen laufen jährlich fünf Millionen Etiketten. Gut zwei Millionen sind Patch-Etiketten. Die schmalen Streifen aus Polyester werden mit speziellen Klebstoffen versehen und durch Thermotransferpressen aufs Textil geklebt – eben „gepatcht“.
Ein Arbeitsgang, der auch vor Ort in den Heimen ablaufen kann. „Wir verkaufen deshalb auch die Pressen und übernehmen den Service“, erklärt die junge Geschäftsführerin. Ihr Kalkül: Zusätzlichen Service bieten und dazu die passenden Polyesteretiketten liefern.
Klebeetikett trotzt Waschgängen
Sie entwickelt der Bandweber ständig weiter. Um den Tragekomfort zu verbessern, haben die Schwelmer die Web- und Patch-Technologie kombiniert. Heraus kam ein anschmiegsames Etikett. Robust genug, um den Waschgängen in Großwäschereien zu trotzen.
So viel Know-how steckt im Etikett für Helga Schmidt zwar nicht. Dafür liegt es am Nachmittag als 100er-Band verpackt vor Hayrettin Circioglu. Bereit zum Versand!
Historische Technik für Kirchenmode

- Auf dem 100 Jahre alten Holzwebstuhl entstehen Paramente – gewebte Bänder für Priestergewänder.
- Vorteil der historischen Technik: Die eingewebten, vergoldeten Lurexfäden verdrehen sich beim Weben nicht. Dadurch bleibt die glänzende Oberfläche erhalten.
- Die Paramente exportieren die Schwelmer nach Großbritannien oder sogar nach Australien.