Erzählt Denise Mock von der familiären Atmosphäre auf der Arbeit, meint sie das ganz wörtlich. „Meine Mutter ist seit über 25 Jahren in der Firma, ich seit 2007“, erzählt Denise Mock. „Und 2008 habe ich hier auf der Arbeit auch meinen jetzigen Mann kennengelernt.“ Damit sind große Teile der Familie Mock beim Kunststoffspezialisten Röchling in Worms vertreten.

Starke Familienbindung beruflich wie privat

Allerdings arbeiten die einzelnen Familienmitglieder in unterschiedlichen Abteilungen – nicht unbedingt das Schlimmste, glaubt Denise Mock. „Wenn wir jeden Tag acht Stunden lang bei der Arbeit zusammen wären und dann nach Feierabend auch noch, würden wir uns vermutlich irgendwann ordentlich auf die Nerven gehen.“ So trifft die Verfahrensmechanikerin beruflich fast nie auf ihre Mutter, die als freigestellte Betriebsrätin aktiv ist. Mit ihrem in der Instandhaltung tätigen Ehemann arbeitet sie vielleicht zweimal im Jahr zusammen.

Momentan ist die Familienverbindung zum Unternehmen für Denise Mock besonders nützlich. Die 31-Jährige ist gerade in Elternzeit mit ihrem zweiten Kind. Ihre Mutter und ihr Mann halten sie derweil über Neuigkeiten im Betrieb auf dem Laufenden. „Oft richten sie Grüße von Kollegen aus. Die fragen, wann ich endlich wieder zurückkomme“, sagt Mock.

Wichtige Rolle für die Nachhaltigkeit

Über ihre Mutter hat Denise Mock auch den Einstieg bei Röchling geschafft. „Nach der Schule habe ich keine Ausbildungsstelle gefunden“, erzählt sie. „Meine Mutter hat dann vorgeschlagen, hier als Produktionshelferin anzufangen.“ Nach zwei Jahren im Unternehmen erhielt sie schließlich einen Ausbildungsplatz.

Stapler fahren, Maschinen warten und reparieren

Heute arbeitet Denise Mock in der Automotive-Sparte von Röchling als Verfahrensmechanikerin in der Entsorgung. „Wobei Entsorgung eigentlich das falsche Wort ist“, meint sie. Was ihre Kollegen und sie machen, ist Recycling – und damit ein wichtiger Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen in der Chemieindustrie: Sie sortieren den Kunststoffausschuss aus der Produktion, transportieren ihn per Gabelstapler umher und machen daraus Granulat, das dann wieder als Grundstoff in der Fertigung eingesetzt wird. Nebenbei übernimmt sie noch Wartungs- und Reparaturarbeiten an den Maschinen.

Im Beruf gegen Vorurteile behauptet

Der Weg zu ihrer heutigen Position war für Denise Mock nicht einfach. An vielen Stellen musste sie sich gegen Skepsis und Zweifel durchsetzen, weil sie als Frau in einem vermeintlichen „Männerberuf“ startete. „Das ist schon eine große Herausforderung.“ Mock war die erste Frau, die im Unternehmen eine Ausbildung zur Verfahrensmechanikerin machte.

Gleich zu Beginn bekam sie viel Gegenwind zu spüren. „In einer sechsmonatigen Metallgrundausbildung außerhalb der Firma bekam ich Sprüche zu hören wie: ‚Du kennst zwar Feilen von deinen gegelten Fingernägeln, aber das hier ist etwas anderes.‘“ Aufgehalten hat sie das nicht, eher angetrieben: „Am Ende hatte ich den Kurs als Beste abgeschlossen.“

Auch als sie nach ihrer Ausbildung in ihrer jetzigen Abteilung loslegte, gab es ein paar Zweifler. Vorher war dort noch nie eine Frau im Team. „‚Bist du sicher, dass du als Frau hier arbeiten willst? Hier muss man sich schließlich dreckig machen‘, ‚der Werkzeugwechsel ist doch zu schwer für dich‘ – solche Sachen musste ich mir am Anfang immer wieder mal anhören.“

Aber Hürden nimmt Denise Mock mit Leichtigkeit. Neu sind sie für sie ohnehin nicht: Bereits als Kind interessierte sie sich sehr für technische und handwerkliche Tätigkeiten – und musste sich dadurch früh in einem vorwiegend männlichen Umfeld durchsetzen. „In der Schule gab es verschiedene AGs, unter anderem Computer, Werken und Kochen“, erinnert sich Mock. „Ich habe als einziges Mädchen die Werken-AG gewählt.“

Skepsis war für die junge Frau ein Ansporn

Im Laufe ihres Arbeitslebens hat sie gelernt, die Skepsis ihr gegenüber in etwas Positives umzuwandeln. „Für mich war das ein sehr großer Ansporn“, meint Mock. Die Skepsis habe bewirkt, dass sie sich noch mehr reinhängt als ohnehin. „Ich wollte unbedingt allen beweisen, dass ich die Arbeit mindestens genauso gut wie meine männlichen Kollegen machen kann – wenn nicht sogar besser.“ Das ist ihr gelungen. Heute hat kein Kollege noch Vorurteile oder Zweifel. Von ihren Erfahrungen erzählt sie unter anderem beim Girls’ Day und ermuntert junge Frauen, technische Berufe zu ergreifen.

Und wer weiß, vielleicht bekommt sie ja in einigen Jahren weitere Unterstützung aus der Familie. „Meine Kollegen triezen mich schon, dass ich meine Kinder auch zur Ausbildung bei Röchling überrede.“

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