Osterode. Manfred Wiegand (64) ist stolz auf sein Lebenswerk. Seit 15 Jahren ist er in der Fertigung bei KKT Frölich und steht kurz vor dem Ende einer beeindruckenden Erwerbsbiografie. So gibt er an der dröhnenden Vorwärmwalze dem Jungkollegen Pascal Staniszewski (21) seinen Erfahrungsschatz im Umgang mit Kautschuk weiter.
Davon profitieren Nachwuchs und Unternehmen insgesamt. Kein Wunder, dass Wiegand auch als Rentner dem Betrieb verbunden bleiben soll.
Die Region hat ein Überalterungsproblem
Denn in der Region Osterode am Harz (Niedersachsen) werden die Menschen älter und immer weniger. Dieses Image behagt KKT-Geschäftsführer Sven Vogt nicht. Qualifiziertes Personal lässt sich nur schwierig anwerben. Im Betrieb ist das schon länger Thema. Als Hauptorganisator des jährlichen Osteroder Beachvolleyball-Events hat sich KKT bei Jugendlichen einen Namen gemacht. Dazu gehört auch enger Kontakt zu den Schulen.
„Alles in allem sind wir ein junger Betrieb und können uns über mangelnden Nachwuchs nicht beklagen“, erklärt Vogt.
Damit dies so bleibt, hat er die Firma von der Niedersächsischen Demografieagentur zertifizieren lassen. Im August 2016 nahmen er und der Betriebsratsvorsitzende Hans-Jürgen Denecke das Zertifikat „Demografiefest. Sozialpartnerschaftlicher Betrieb“ entgegen. „Die Zusammenarbeit hat sich für uns mehrfach ausgezahlt.“
Davon ist der Geschäftsführer überzeugt. „Wir haben durch die Analyse der Zusammensetzung der Mitarbeiterschaft wertvolle Hinweise für das Personalmanagement erhalten und neue Instrumente für einen strukturierten Wissenstransfer einführen können“, ergänzt der Geschäftsführer. „Zudem ist die Zertifizierung des Betriebs eine positive Botschaft für den Standort Osterode und hilft im Wettbewerb um qualifizierten Nachwuchs.“
Wie gut diese Konzepte greifen, wird in der Fertigungshalle bei Johann Stranski deutlich. Der Azubi hockt vor der Kälteentgratung und greift nach den vom Restgrat befreiten Gummimasken. Obwohl es zischt und dampft, fühlt er sich sicher bei seiner Arbeit. Wie rund 35 weitere Auszubildende in acht Ausbildungsberufen hat auch er einen Mentor. Das fördert den Wissenstransfer und steigert die Identifikation mit der Firma.
Die ist hoch, wie Vogt erläutert: „Hier arbeiten Familien in der zweiten und dritten Generation. Wir freuen uns, wenn Eltern ihren Kindern eine Ausbildung bei uns empfehlen. Da stimmen Einstellung und Motivation überein.“
Unter seiner Regie hat sich der Betrieb seit 1999 sehr positiv entwickelt. Jedoch erzeugen weiteres Wachstum und durch Renteneintritt frei werdende Stellen immer neuen Bedarf an hoch qualifizierten Mitarbeitern. KKT ist aktuell mit einer überdurchschnittlichen Ausbildungsquote und positivem Image demografiefest aufgestellt.
Doch lässt sich der demografische Wandel nicht negieren. „Deshalb“, so resümiert Geschäftsführer Vogt, „bleiben wir bei diesem Thema am Ball.“