Was wäre Baden-Württembergs Chemie-Industrie ohne ihren Nachwuchs? Die jungen Leute bringen zum Beispiel Neugierde und frische Ideen mit – und zuweilen auch so viel Energie, dass sie neben ihrer Ausbildung freiwillig wichtige Aufgaben übernehmen.

Der Arbeitgeberverband Chemie Baden-Württemberg zeichnet seit dem Jahr 2011 jährlich solche jungen Leute aus, die einfach top sind – die „Top Azubis". Björn Sucher, der Hauptgeschäftsführer des Verbands, sagt: „Die ausgezeichneten Nachwuchskräfte verbinden fachliche Stärke mit echter Sozialkompetenz. Das macht sie zu Vorbildern für die Branche.“

aktiv hat die neuen Vorbilder bei der Auszeichnung kennengelernt.

Lea-Marie Sigle (18)

„Ich und Feuerwehr?“ Das dachte Lea-Marie Sigle, angehende Chemielaborantin bei Sika in Stuttgart, als ein Kollege sie für die Betriebsfeuerwehr gewinnen wollte. Doch sie schaute einfach mal bei der Übung vorbei und war begeistert! „Ich bin jetzt seit über einem Jahr dabei.“ Sie ist sogar privat einer freiwilligen Feuerwehr beigetreten – und engagiert sich außerdem bei einem Reiterverein und in der örtlichen Weinbaugenossenschaft.

Sie ist bei Sika in der Jugend- und Auszubildendenvertretung und organisiert Veranstaltungen wie das Azubi-Sommerfest und den Girls’ & Boys’ Day. Wichtig ist ihr, Events nicht nur organisatorisch gut umzusetzen, „sondern auch eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle wohlfühlen und ins Gespräch kommen“.

Mit Kollegen hat sie im Rahmen eines „Sika Cares“-Projekts auch mal eben den Fußboden eines Kindergartens erneuert. „Es hat mich gefreut, den Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.“

Lucas Bender (29)

Er lernt den Beruf des Produktionstechnologen bei Roche in Mannheim und ist dort für viele ein bekanntes Gesicht. Denn Lucas Bender setzt sich als Mitglied der Jugend- und Auszubildendenvertretung für die Interessen der Kollegen ein.

So manchen Urlaub verbringt er in der Ukraine als humanitärer Volontär für die Organisationen HIC e. V. und Universal Aid Ukraine. Dann evakuiert er Personen von der Kriegsfront, versorgt verletzte Zivilisten und bringt Lebensmittel in umkämpfte Städte. „Man bekommt auch etwas zurück“, sagt er. „Allein schon zu sehen, was man bewirken kann, ist ein gutes Gefühl.“ Auch in der Heimat übernimmt er unbezahlte Dienste als Sanitäter.

Im Betrieb hilft er etwa im Bildungsausschuss des Unternehmens, Bildungsangebote weiterzuentwickeln, und bringt die Perspektive der Azubis und Studierenden ein.

Nova Flühr (20)

Die duale Studentin der Elektrotechnik bei MiRO in Karlsruhe hat eine große Leidenschaft für Mathe! In ihrem Studium der Elektrotechnik verbringt sie deshalb viel Zeit damit, anderen Studierenden zu helfen. Sie ist zum Beispiel Patin für DH-Studenten aus dem ersten Lehrjahr, hilft beim Lernen für Klausuren und Anfertigen von Praxisberichten. „Ich freue mich einfach, wenn ich andere weiterbringen kann“, erklärt sie.

Auch privat hat die 20-Jährige viel Zeit für andere. Zum Beispiel als Leiterin einer Turngruppe, im Jugendkreis der Kirche und als ehrenamtliche Mitarbeiterin in einem Baumhauscamp.Die besondere Freizeit findet jedes Jahr im Odenwald statt: Die Teilnehmer leben im Wald, bauen Plattformen auf bis zu zwölf Meter Höhe und beschäftigen sich mit wichtigen Themen wie „Solidarität“ oder „Vertrauen“. „Nächsten Sommer werde ich mich dort um die Verpflegung für die rund 70 jungen Leute kümmern“, erzählt sie.

Karen Feldbilder (23)

Die Chemielaborantin bei Boehringer Ingelheim in Biberach ist durch Zufall in die Pharma-Industrie gekommen: Sie liebäugelte ursprünglich mit einem Architekturstudium. „Auf einer Bildungsmesse haben mich dann Leute von Boehringer Ingelheim angesprochen“, erzählt sie. So begann für sie die Traumkarriere: Sie machte einen Schnuppertag und startete eine Ausbildung zur Chemielaborantin.

Heute spricht sie selbst junge Leute auf Bildungsmessen an. Und betreut Schüler bei Schnuppertagen. „Es macht Spaß, andere für die Branche zu begeistern“, meint sie. Seit Kurzem ist sie mit ihrer Ausbildung fertig und kümmert sich jetzt im Unternehmen unter anderem um die Verwaltung von Klinikstudien.

Privat trainiert sie Kinder in Turnen und Taekwondo.Es macht ihr Spaß, in ihnen Ehrgeiz und Motivation zu wecken. Sie leitet auch eine Gruppe in der Kinderkirche und organisiert das Krippenspiel: Dafür schreibt und adaptiert sie sogar Texte und Lieder.

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Baden-Württemberg vor allem über die Chemieindustrie. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

Alle Beiträge der Autorin