Darmstadt. Wirtschaftswachstum aus dem Weltall: Das jetzt gestartete EU-Navigationssystem Galileo verändert unseren Alltag – und stärkt zahlreiche Industriezweige im internationalen Wettbewerb.
18 Galileo-Satelliten sind in Betrieb, 30 sind es bis 2020. Rund 6 Milliarden Euro schwer ist dieses größte EU-Infrastrukturprojekt aller Zeiten. Schon das führt zu vielen Arbeitsplätzen, etwa beim Satellitenhersteller OHB in Bremen.
Doch die Bedeutung geht weit darüber hinaus. „Galileo macht Europa unabhängiger und technologisch eigenständiger“, betont Professor Werner Enderle, Abteilungsleiter Navigationstechnik bei der Raumfahrtbehörde Esa in Darmstadt, im Gespräch mit AKTIV.
Größtes Infrastrukturprojekt der EU eröffnet Milliardenmarkt
Von den 900 Mitarbeitern am Esa-Standort Darmstadt sind rund 600 Vertragsmitarbeiter aus der Industrie. Sie hilft mit – und erweitert ihr Know-how. „Unsere Hersteller von digitalen Empfangsgeräten zum Beispiel werden global ein viel stärkeres Standing erlangen“, sagt der Experte. Es winken höhere Anteile auf einem Milliardenmarkt.
Zudem, sagt Enderle, bringe Galileo „großen Nutzen etwa für den Landmaschinen-, den Schiffs- und natürlich den Autobau“. Seit dem am 15. Dezember erfolgten „initial service“ kommen die Signale mit einer verbindlichen Genauigkeit auf der Erde an. „Die Hersteller können sich darauf jetzt verlassen. Das ist der Startschuss für viele neue Anwendungen und Geschäftsmodelle.“
So werden ab 2018 alle Neufahrzeuge in der EU mit dem Notrufsystem „eCall“ ausgestattet. Es alarmiert bei einem Unfall die 112 und übermittelt den Standort. Das 50 Euro teure Modul ist zugleich die Plattform für weitere digitale Dienstleistungen – wie die Vernetzung von Auto und Vertragswerkstatt. Die meldet sich auf dem Display, wenn ein Verschleißteil bald gewechselt werden muss, mit einem Angebot.
Gemeinsam mit dem US-System GPS und dem russischen Glonass schafft Galileo eine Grundlage für den Durchbruch beim führerlosen Fahren. „Navigationssysteme können die Signale aus allen Systemen empfangen“, erklärt Enderle. „Das erhöht die Redundanz und damit die Zuverlässigkeit.“
So wird, bei allem Wettbewerb, im All letztlich zusammengearbeitet.