Korbach. Ferienzeit, Reiseverkehr und Staus: Über blinkende Warntafeln werden Autofahrer dann an Baustellen oder Unfällen vorbeigelenkt. Häufig stammt die eingesetzte Technik von horizont in Korbach. Dabei hat das Familienunternehmen weit mehr zu bieten als moderne Verkehrsleittechnik, denn es zählt auch zu den weltweit größten Herstellern von Weidezaungeräten. AKTIV war zu Besuch bei Steffen Müller, dem geschäftsführenden Gesellschafter von horizont.
Herr Müller, was haben Weidezäune mit Verkehrsleittechnik zu tun?
Es ist gar kein so großer Unterschied, ob ein elektrischer Impuls in einen Weidezaun geht oder in eine Leuchte, und für unsere Mitarbeiter ist es damit letztlich egal, ob sie unsere Verkehrsleuchten oder die Weidezaungeräte montieren.
Aber Weidezäune gab’s zuerst …
Mein Großvater, der Gründer von horizont, hat sich von dem Gedanken leiten lassen: Das geht besser. Er reparierte nach dem Krieg alle möglichen Geräte, darunter auch ein Weidezaungerät. Das fand er nicht gut und entwickelte einfach ein neues. Damit legte er schließlich den Grundstein für horizont. Später nervte es ihn, dass Straßenbaustellen mit Petroleumlampen gesichert wurden, und er konstruierte die ersten Signallampen. So bekam horizont ein zweites, wichtiges Standbein, durch das wir weiter wachsen konnten.
Wo stehen Sie heute?
Wir produzieren in mehreren Werken mit knapp 500 Mitarbeitern, davon 280 in Korbach. Zudem führen wir ein riesiges Sortiment an Tierzuchtprodukten und Reitsportartikeln. Wir zählen zu den fünf größten Herstellern weltweit von Weidezaungeräten. Neben den klassischen Weidezäunen stellen wir aber auch andere Lösungen her, ob es um den Wolf geht, um Wildschweine oder Elefanten. Auf dem Kölner Dom beispielsweise vertreibt eines unserer Geräte Tauben. Unsere Erfahrung aus über 70 Jahren bieten wir als Dienstleistung an. Wir produzieren Leiterplatten, Werkzeuge oder Bauteile aus Kunststoff. Informationsleuchten in Autowaschanlagen sind deshalb oft von uns.
Sie sind sehr breit aufgestellt?
Ja. Die Kunst ist es, bei dieser Vielfalt die Trends im Auge zu behalten, kreativ zu sein und immer wieder neue Geschäftsfelder zu eröffnen. Unsere Mitarbeiter sind sehr stark spezialisiert, darunter viele Techniker und Ingenieure, die engen Kundenkontakt haben. Die Digitalisierung hält auch bei uns Einzug und ist längst angekommen.
Was heißt das konkret?
Die Weidezäune haben auf Wunsch integrierte GPS-Sender, können per Handy gesteuert werden und geben dem Besitzer Nachricht, falls der Zaun ausfällt und die Tiere ausbrechen könnten. Wir arbeiten an smart farming, einer Plattform, die alles zusammenführt, was auf einem Bauernhof passiert. Sensoren können alles erfassen, ob Wetter, Ammoniakbelastung im Stall, Füllstand im Futtermittelsilo und mehr. Wir haben sogar einen Abkalbe-Sensor im Programm, der am Schweif einer trächtigen Kuh befestigt wird und darüber informiert, wann es losgeht und ob ein Tierarzt kommen muss. In der Verkehrsleittechnik erweitern wir den Bereich gerade um digitale Werbe- und Informationssysteme und arbeiten an der besseren Auflösung der Bilder.
Es bleibt also spannend?
Ja, sehr sogar. Ursprünglich wollte ich nur ein, zwei Jahre bleiben, um horizont in die digitale Welt und ans Netz zu bringen. Doch prompt bin ich geblieben, weil mich die Arbeit hier und nicht zuletzt die Freiheit, die man als Unternehmer hat, überzeugt haben.
Ein weiteres Interview im Video:
Zur Person

- 1970 in München geboren, verheiratet, drei Kinder
- Studium der Betriebswirtschaftslehre in Würzburg
- 2004 Logistikleiter der horizont group in Korbach
- Seit 2009 geschäftsführender Gesellschafter der horizont group
- Familienunternehmer in der dritten Generation