Homberg (Ohm). Der Automobilzulieferer KAMAX gilt weltweit als der Technologieführer für hochwertige Verbindungselemente. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 3.300 Mitarbeiter, davon etwa 1.000 in Mittelhessen, der Jahresumsatz liegt bei rund 700 Millionen Euro. In der Firmenzentrale in Homberg (Ohm) sprach AKTIV mit Rolf Hengstenberg. Der promovierte Ingenieur ist Vorsitzender der Geschäftsführung.

Was fasziniert einen Ingenieur wie Sie eigentlich an Schrauben?

Unsere Schrauben sind sehr hochwertige Verbindungselemente mit einem extremen Anspruch an Qualität und Verlässlichkeit. Sie müssen in einem Fahrzeug dauerhaft hohe Belastungen aushalten, etwa bei der Übertragung sehr großer Kräfte in Antrieb oder Fahrwerk. Sie dürfen natürlich nicht korrodieren. Egal was passiert – wir stellen sicher, dass sie nicht versagen!

Was tun Sie dafür?

Wir forschen und entwickeln in den Extremen, sind deshalb auch im Leichtbau unterwegs: Wenn Autos leichter werden sollen, müssen auch Schrauben leichter werden und gleichzeitig leistungsfähiger. Wir arbeiten an neuen Materialien und daran, wie man sie verarbeitet. Wir tüfteln also auch an den Prozessen, wie zum Beispiel der Umformung und Vergütung.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung für Ihr Unternehmen?

Sie ist aktuell schon ein Instrument für eine effizientere Auftragsabwicklung, und sie erleichtert intern sowie extern die Kommunikation mit dem Kunden über alle Prozessschritte hinweg, von der Anfrage bis zur Auslieferung. Wir wollen weiter wachsen, also müssen wir den absehbaren Wandel in der Automobil-Industrie im Zuge der Digitalisierung begleiten und daraus Chancen für uns generieren.

Was folgt daraus ganz konkret für den Standort Homberg?

Wir haben gerade mit den Arbeitnehmervertretern einen Zukunftspakt geschlossen und werden hier in den nächsten Jahren 35 Millionen Euro investieren, um die Zukunftsfähigkeit des Standorts sicherzustellen. Dies beinhaltet auch Themen wie die Digitalisierung. Impulse hierfür setzt aktuell der Werkzeugbau. Durch eine weitgehend automatisierte und vernetzte Herstellung von Werkzeugen werden wir schneller zwischen Kundenanfrage und Auslieferung. Das verschafft uns Wettbewerbsvorteile.

Was bedeutet das alles für die Mitarbeiter?

Die Anforderungen an die Facharbeiter werden sich massiv verändern! In den Fertigungshallen der Zukunft wird es viel höher automatisierte Maschinen geben. Daher sind schon bald weitere Kompetenzen und Talente gefragt. Auch darauf richten wir uns ein und investieren noch mehr in Aus- und Weiterbildung. Unsere Ausbildungsabteilung wird deshalb vergrößert – und baulich an den Werkzeugbau angeschlossen.

Wo sehen Sie dabei die größte Herausforderung?

Wer wie wir auch in Zukunft die besten Kräfte am Markt gewinnen will, wird sich noch mehr anstrengen müssen. Menschen wollen mehr Freiräume, mehr Flexibilität. Da entwickeln wir viele neue Ideen. Aber wir dürfen nicht vergessen: Nicht jeder kann ins Homeoffice, Produktionsmaschinen kann man nicht von zu Hause aus bedienen.

Mehr vom KAMAX-Chef und anderen Chefs zum Top-Thema Digitalisierung:

hessenmetall.de

    Zur Person

    Foto: Scheffler
    Dr. Rolf Hengstenberg
    • Jahrgang 1954, verheiratet, zwei erwachsene Töchter
    • Studium an der RWTH Aachen: Eisenhüttenkunde und Wirtschaftsingenieurwesen
    • Promotion am Institut für Metallkunde und Metallphysik der RWTH
    • Verschiedene leitende Positionen in der Industrie
    • Seit 2014 Vorsitzender der Geschäftsführung der KAMAX Gruppe in Homberg (Ohm)