Darmstadt. Ein starker Kontrast: hier Anzug und weißes Hemd, da Schweißerschutzkleidung, Funkenflug und sehr viel Staub. Und genau dort fühlt sich Oliver Stein, Geschäftsführer von Donges SteelTec in Darmstadt, wohl. Gleich zu Beginn des Interviews mit AKTIV wird klar: Stahl- und Brückenbau sind seine Welt.
Was fasziniert Sie am Stahl?
Er trägt tonnenschwere Lasten und ermöglicht schwindelerregende Konstruktionen, ganz besonders beim Brückenbau. Die riesigen Stahlteile müssen auf zehntel Millimeter genau sein. Das kann sich kaum einer vorstellen. Mir geht immer das Herz auf, wenn ich auf einer Baustelle bin, zum Beispiel beim Brückenbau an der A 3 bei Heidingsfeld, und sehe, wie die Brücke Stück für Stück wächst. Unsere Elbebrücke Schönebeck bei Magdeburg wurde 2014 übrigens als „Beste Brücke weltweit“ ausgezeichnet.
Dann haben Sie also Ihren Traumberuf gefunden?
Nach dem Abitur sah ich keine Zukunftschancen für meinen ursprünglichen Traumberuf Architekt. Also studierte ich Wirtschaftswissenschaften und ging zu einem großen Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen. Aber in der Welt der Berater gibt es nichts zum Anfassen. Bei Donges – wir haben heute 200 Mitarbeiter und einen Umsatz von 60 Millionen Euro im Jahr – passte dann alles für mich.
Was zeichnet Donges aus?
Wir sind immer dann im Rennen, wenn es um anspruchsvolle Stahlkonstruktionen geht, ob Sportstadien oder Luftverkehrsbauten wie Hangars für den Airbus A 380. Für ein Kohlekraftwerk in Griechenland bauen wir gerade ein erdbebensicheres Kesselgerüst. Ein Highlight ist für uns das aktuelle Ariane-Projekt. Wir bauen die Startanlage der zukünftigen Europäischen Trägerrakete Ariane 6 am Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana. In Darmstadt entstehen Starttisch und Versorgungsmast, ein rund 70 Meter hoher Turm.
Wie bekommt man solche Aufträge?
Durch gute Leistungen und Referenzen sowie ein hoch kompetentes Team. Das Ariane-Projekt ist für uns ein Meilenstein, begeistert das ganze Team und auch andere. Junge Leute interessieren sich mehr für uns. Dabei sind auch Kohlekraftwerke oder Brücken technisch höchst anspruchsvoll und haben ihre Fans.
Wo sehen Sie die größte Herausforderung?
Man muss die Fähigkeit bewahren, sich immer wieder auf Neues einzustellen. Das ist gerade bei unserem Projektgeschäft enorm wichtig. Zudem ist es oft schwierig, mit unseren deutschen ausufernden Regelungen und Vorschriften klarzukommen. Manches besteht ja aus gutem Grund, nicht zuletzt wenn es um Arbeitssicherheit oder Umweltschutz geht. Aber manches erschwert nur unsere Arbeit und verschafft ausländischen Wettbewerbern klare Vorteile.
Was treibt Sie an?
Hier einen guten Job zu machen, Unternehmen und Arbeitsplätze zu erhalten und Donges eine stabile Zukunft zu geben. Bei Wind und Wetter draußen sein und eine Brücke zu bauen, ist wirklich eine Leistung unserer Mitarbeiter, die mehr beachtet und geschätzt werden müsste.
Bleibt bei alldem noch Zeit für Privates?
Unter der Woche gelingt das so gut wie nicht. Die Wochenenden jedoch versuche ich, frei zu halten für meine Lebensgefährtin und für mich. Ich spiele Klavier, gehe ins Theater und fahre Rennrad. Dabei kommen mir dann oft die besten Ideen, und es dreht sich doch wieder alles um Donges.
Zur Person

- 1966 in Bretten bei Karlsruhe geboren, ledig
- Diplom-Kaufmann
- Geschäftsführer von Donges SteelTec
- Stellvertretender Vorstandsvorsitzender Hessenmetall Bezirksgruppe Südhessen
- Präsidiumsmitglied der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände VhU
- Vorstandsmitglied des Deutschen Stahlbau-Verbands DSTV