Salzgitter. Es sind die letzten Handgriffe im Produktionsprozess. Petra Leinemann nimmt die fertig bestückte Leiterplatte und passt sie in das silbern glänzende Metallgehäuse ein. Dann spielt sie die Software auf und setzt die elektronische Motorsteuerung in einen kleinen Ofen, der die Bauteile bei 80 Grad einer letzten Prüfung unterzieht.
Alles funktioniert: Eines von täglich rund 20.000 Motorsteuergeräten ist im Bosch-Werk Salzgitter zur Auslieferung bereit. „Die Nachfrage ist hoch“, sagt die 50-Jährige mit dem blonden Kurzhaarschnitt. „Wir müssen hier an der halbautomatischen Produktionslinie gut harmonieren, um unsere Ziele zu erreichen.“
Reaktion auf die Wirtschaftskrise von 2009
Gemeinsam mit Kollegen produziert Leinemann Module für Mittelklassemotoren von Volkswagen. Sie ist gern „in action“, wechselt öfter mal die Aufgaben. So hat sie nicht nur Teamverantwortung übernommen und neue Mitarbeiter angelernt, sondern war auch als Maschinenführerin aktiv. Sie ist kein Einzelfall: Die gesamte 1.400-köpfige Belegschaft des Werks passt sich den steigenden Anforderungen des Marktes flexibel an.
Dazu muss man wissen: Im Nachgang zur Wirtschaftskrise 2009 hat der Konzern gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern ein langfristig angelegtes Standort-Konzept erarbeitet. Rund 400 Stellen wurden gestrichen und der Fertigungsprozess komplett umgekrempelt. Alle Produktionslinien sind heute in einer Halle konzentriert. „Keine Fertigungslinie arbeitet noch dort, wo sie im Jahr 2010 gestanden hat“, erklärt der technische Werkleiter Frank Theil.
Der Umstrukturierungsprozess war anspruchsvoll. „Wir mussten die Produktion bei laufendem Betrieb umziehen“, sagt Theil. „Ohne das Engagement und den hohen Einsatz der gesamten Belegschaft wäre das nicht möglich gewesen“, setzt er hinzu.
Heute ist der Standort Leitwerk für elf Produktionsstätten weltweit. Entsprechend ausgeprägt ist auch das Know-how der Belegschaft. Fast ein Drittel sind Ingenieure, der überwiegende Teil in der Produktion Facharbeiter. „Wir tun viel, um wettbewerbsfähig zu bleiben, haben deshalb auch im Jahr 2010 die Produktion von Steuergeräten für voll- und teilelektrische Motorkonzepte gestartet“, sagt Theil.
Im Jahr 2013 erreichte das Werk einen Umsatz von 433 Millionen Euro. Die Produktvielfalt ist enorm: Allein die verschiedenen Varianten der Steuergeräte summieren sich auf rund 6.000. Nur die ständige Bereitschaft, komplexe Produkte zu entwickeln und in Serie zu produzieren, werde dem Standort auch künftig die Existenz sichern, betont der kaufmännische Werkleiter Claus Denzel. Sein erklärtes Ziel ist deutlich: „Auch für die Autos von morgen kommen die Motorsteuergeräte von Bosch Salzgitter.“