München. Mit Tempo 300 ab durch Deutschlands Mitte! Vor einem Jahr wurde die Schnellfahrstrecke München–Berlin eröffnet. Nur knapp vier Stunden beträgt seither die Reisezeit von der bayerischen Landeshauptstadt in die Bundesmetropole. Zeitersparnis im Vergleich zur früheren Strecke: zwei Stunden!
Mit dem Großprojekt hat die Deutsche Bahn (DB) die letzte große Lücke im deutschen Hochgeschwindigkeitsnetz geschlossen.
623 Kilometer lange Strecke von der Isar an die Spree
Mehr als 3,5 Millionen Fahrgäste haben diese Highspeed-Strecke bisher schon genutzt. Zum Fahrplanwechsel im Dezember baut die DB ihr Angebot noch aus: Statt bisher drei rollen dann täglich fünf ICE-Sprinter über die 623 Kilometer lange Strecke, mit Halt in Nürnberg, Erfurt und Halle. Zudem düsen fast im Stundentakt weitere ICE-Züge mit mehreren Zwischenstopps von der Isar an die Spree.
Es hat lange gedauert, bis es endlich fertig war, das „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8“. Und gekostet hat es rund 10 Milliarden Euro. Aber von dem 1991 beschlossenen Aus- und Neubau profitieren nun nach Angaben der Bahn rund 17 Millionen Menschen rechts und links der Strecke. Auch und vor allem in Bayern.
So kommen Reisende per Zug nicht nur von München schneller nach Berlin: von Kempten oder Garmisch-Partenkirchen etwa beträgt die Fahrtzeit nun unter sechs Stunden. Auch Nordbayern ist fortan besser angebunden: Von Coburg geht es ins ICE-Netz. Mit drei Fahrtenpaaren täglich schafft man es in Zweieinviertelstunden nach München, nach Berlin benötigen Geschäfts- oder Städtereisende nur eine Viertelstunde länger.
Nürnberg wiederum wurde als Drehkreuz gestärkt: Berlin ist mit drei Stunden Reisezeit näher an die Frankenmetropole gerückt. Ein Ausflug von Nürnberg nach Erfurt in Thüringen dauert 80 Minuten.
Megabaustelle mit 27 Tunneln und 37 Brücken
An den Megabaustellen hat man über die Jahre etwa vier Millionen Tonnen Beton gemischt – und 27 Tunnel gegraben (davon acht in Bayern), mit einer Gesamtlänge von über 63 Kilometern. Dazu kommen 37 Talbrücken und 230 Kilometer Neubaustrecke. Als Letztes wurde der 107 Kilometer lange Abschnitt zwischen Erfurt und Ebensfeld in Oberfranken fertiggestellt.
Funktechnik ersetzt die Signale auf der Strecke
Moderne Technik bringt Tempo: Die Schienen für den Hochgeschwindigkeitsverkehr liegen überwiegend auf Betonplatten (insgesamt 156.000 Stück), nicht wie bisher auf Schotter. Die Personen- und Güterzüge werden per Funk geleitet, das ersetzt die früheren Signale. Elektronische Kilometersteine übermitteln zudem den jeweiligen Standort, so passen mehr Züge in kürzeren Abständen auf die Gleise.
Aus Ostbayern jetzt direkt zum Münchner Flughafen
Und schon wieder bringt eine neue Bahnstrecke Bayern Vorteile: im Dezember geht die „Neufahrner Kurve“, der Abzweig von der Freisinger Bahnstrecke Richtung Münchner Flughafen, in Betrieb. Damit hat Ostbayern erstmals eine direkte Zugverbindung zum Airport.