Berlin. Viele Kino-Fans dürften sich gerade vorkommen wie im falschen Film. Zwar haben die Lichtspielhäuser nach monatelanger Corona-Zwangspause wieder geöffnet. Doch strenge Hygieneauflagen und reduzierte Kapazitäten sorgen derzeit für ein eher befremdliches Kinoerlebnis – und leere Säle. Und noch etwas setzt der Branche schwer zu: Es fehlen Filme!

Droht das große Sterben unter den bundesweit gut 1.700 Kinos? Christine Berg, Vorstandschefin des Hauptverbands Deutscher Filmtheater, drückt auf den Alarmknopf: „Alle Kinos kämpfen gleichermaßen ums Überleben“, sagt sie. Ein rentabler Betrieb sei wegen der Auflagen kaum möglich.

Mehr zum Thema

„Tenent“ bereits dreimal verschoben

Zudem steht vielen Film-Fans derzeit offenbar noch nicht der Sinn nach Kino. Zwar stiegen die nach der Wiedereröffnung zunächst ganz schwachen Zahlen zuletzt leicht. Dennoch sind die Kinos derzeit im Vergleich zum Vorjahr gerade einmal zu etwa 15 Prozent ausgelastet. Problem: Weil zurzeit nur wenige Besucher kommen, halten die großen Studios sämtliche Blockbuster-Filme noch zurück. So verschob Warner den Start von Christopher Nolans Science-Fiction-Thriller „Tenet“ kürzlich bereits zum dritten Mal. Kaum Zuschauer, kaum neue Filme – für die Kinos ist das ein Teufelskreis.

Studie: Aerosol-Belastung im Kino geringer als im Büro

Die Not könnte zukünftig noch größer werden. Denn: Unlängst einigten sich die mächtigen Universal-Filmstudios mit der weltgrößten Kinokette AMC darauf, dass neue Filme bereits 17 Tage nach Kinostart im Internet gestreamt werden dürfen. Für die angeschlagenen Kinos, bereits vor Corona durch den Boom von Netflix und Co. unter Druck, keine gute Nachricht.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer aber gibt es, immerhin. Eine Studie der TU Berlin hat belegt, dass Kinobesucher deutlich weniger Aerosolen ausgesetzt sind als an einem Büroarbeitsplatz. Begründung: Im Kino wird eben kaum geredet. Die Branche drängt daher jetzt auf eine Reduzierung des vorgeschriebenen Mindestabstands. Nur so könnten die Kinos die Krise überleben.