Schon im vergangenen Jahr musste der deutsche Maschinenbau bei Produktion, Umsatz, Export und dem Auftragseingang reale Rückgänge verkraften. 2020 dürfte wegen der Coronakrise noch deutlich schlechter werden. aktiv sprach mit Ralph Wiechers, dem Chefvolkswirt des Branchenverbands VDMA in Frankfurt.
Wie war denn 2019 für den Maschinenbau?
Der Umsatz sank auf 296 Milliarden Euro – zugegeben von einem Rekordwert von 300 Milliarden Euro im Jahr 2018 aus. Bereits im letzten Jahr mussten zahlreiche Betriebe Kurzarbeit fahren, weil die Aufträge ausgingen. Alles in allem gab es 2019 ein preisbereinigtes Auftragsminus von 9 Prozent. Das ist schon eine Hausnummer.
Wie lief es zu Anfang des Jahres, noch vor dem Lockdown wegen Corona?
Der Start war besser als erwartet. In den ersten beiden Monaten gab es beim Bestelleingang einen Anstieg um 1 Prozent. Einige Unternehmen verzeichneten sogar ein deutliches Mehrgeschäft. Das hatte ironischerweise mit dem neuen Virus zu tun. Die Chinesen waren ja schon früh enorm betroffen, konnten bald nicht mehr liefern. So manche Hersteller rund um den Globus hatten sich deshalb beizeiten vorsorglich mit Zulieferteilen für ihre Anlagen eingedeckt. Und weil die Volksrepublik praktisch komplett ausfiel, kamen verstärkt deutsche und europäische Lieferanten zum Zuge.
Kann man schon erste Prognosen für 2020 wagen?
Das ist eine Frage, die man kaum beantworten kann, das ist Kaffeesatz-Leserei. Das erste Quartal wird uns noch etwas stützen. Aber was kommt dann? Auf jeden Fall ist die Stimmung im Keller. Das Gros der Unternehmen rechnet mit Umsatzeinbußen von 10 bis 30 Prozent. Das hatten wir noch nie!
Wie viele Unternehmen sind von Kurzarbeit betroffen?
Derzeit fährt gut jedes zweite Unternehmen Kurzarbeit – oder hat sie zumindest beantragt. Kurzarbeit ist wieder einmal ein ganz großes Thema in unserer Branche, leider.
China fährt die Produktion langsam wieder hoch.
Das hat natürlich positive Auswirkungen auf den sehr exportstarken deutschen Maschinenbau. Vor allem die Unternehmen, die auch in der Volksrepublik fertigen, profitieren. So kann uns China jetzt ein Stück weit helfen. Grund zur Euphorie besteht allerdings nicht: Noch kommt es dort zu großen Einschränkungen durch Corona, etwa was Lieferketten und Reisen betrifft.
Medizintechnische Anlagen sind jetzt gefragt.
Ja, denken Sie nur an die Beatmungsgeräte. Für so manche Firma ist die Medizintechnik derzeit ein Rettungsanker.