Offenbach. Ob es um den Energieverbrauch und die Reinigungskraft von Waschmaschinen geht oder um die Datensicherheit von Geräten rund ums Smarthome: Beim VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut in Offenbach werden elektrische Geräte auf Herz und Nieren geprüft. Die Ergebnisse fließen in die Weiterentwicklung elektrotechnischer Normen ein. AKTIV sprach mit Geschäftsführer Wolfgang Niedziella über die Kunst, der Zeit immer voraus zu sein.
Wie smart ist die Welt des VDE Prüf- und Zertifizierungsinstituts?
Schon sehr smart. Wie unser Name sagt, prüfen und zertifizieren wir elektrotechnische Geräte, Komponenten und Systeme. Dabei sind wir Komplettanbieter und betreuen unsere Kunden weltweit. Das geht von Vor-Tests und Sicherheitsprüfungen für Genehmigungsverfahren zur Einführung neuer Produkte bis zu Lebensdauertests. So sind wir eingebunden in alle neuen Entwicklungen am Markt, die mit Elektrotechnik und Informatik zu tun haben, bis zu E-Mobilitätäoder Smart Living. Dass wir selbst modernste Technik bei den Prüfverfahren und der damit verbundenen Dokumentation anwenden, versteht sich von selbst.
Welche Auswirkungen hat diese smarte Welt auf Ihr Institut?
Dank der Denkfabrik VDE (dem Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V., unserem Gesellschafter), die von über 1.300 Unternehmen und mehr als 30.000 persönlichen Mitgliedern gespeist wird, sind wir ganz nah an den neuesten Entwicklungen. So wissen wir rechtzeitig, wo wir nachsteuern müssen. Anfangs ging es zum Beispiel nur darum, Smarthome-Produkte wie eine vernetzbare Beleuchtung oder Heizungsanlage auf ihre Sicherheit zu prüfen. Doch sehr schnell haben wir begriffen, dass es auch um die Sicherheit der Daten geht.
Und die können Sie garantieren?
Ja, wir lassen sogar Hacker prüfen, ob man wirklich nicht an die Daten kommt. Inzwischen sind wir Vorreiter und garantieren nach einem freiwilligen, umfangreichen Prüf- und Zertifizierungsprozess die Datensicherheit der Geräte. Die gilt allerdings nur für ein Jahr. Dann muss der Prozess erneut erfolgen, weil sich in der digitalen Welt einfach zu viel in rasanter Geschwindigkeit ändert.
Welche Rolle wird die Digitalisierung bei Ihnen in Zukunft spielen?
Sie bietet uns viel Raum für weitere Angebote, zum Beispiel beim autonomen Fahren. Wer nicht mehr selbst fährt, wird sich langweilen. Noch mehr Vernetzung ist dann gefragt. Das Streamen von Filmen oder der virtuelle Besuch in dem Lokal, zu dem man gerade gefahren wird, werden nur der Anfang sein. Multimedial wird das richtig spannend. Wir sind bei all dem mit im Boot, ob es um die Prüfung und Zulassung von Zusatzgeräten im Auto geht oder auch um die Sicherheit der Daten, die rund um den Fahrgast erfasst werden.
Ist das eine Herausforderung?
Es ist eine Herausforderung, immer up to date zu sein und auch das Wissen und Können der gut 500 Mitarbeiter auf dem neuesten Stand zu halten. Dinge entwickeln sich nun mal weiter, deshalb leisten wir hier auch sehr viel Kopfarbeit. Bei jedem neuen Gerät wird akribisch überlegt, was alles wie untersucht werden muss. Auf den ersten Blick im Waschmaschinenlabor sieht man nur Geräte und PCs, die Messergebnisse erfassen. Dahinter verbirgt sich aber unser Know-how rund um die Tests, von der genormten Schmutzwäsche über die mehrere Millionen Euro teure Wasseraufbereitungsanlage, die für identische Wasserqualität sorgt, bis zur Auswertung der Messergebnisse. Und natürlich läuft jede Waschmaschine auch in unserem Akustik-Labor, um ihre Geräuschemissionen festzustellen. Meines Wissens gibt es weltweit nur wenige akkreditierte Akustik-Labore mit der Anforderungsklasse 1 so groß wie unseres.
Wie sieht die Zukunft aus?
Wir investieren gerade kräftig in die Bereiche erneuerbare Energien und Automotive, speziell in Batterien und Batterie-Management-Systeme. Wir wollen wachsen, besonders in Nordamerika und Asien. Schon jetzt erzielen wir 30 Prozent unseres Umsatzes allein über asiatische Kunden. Denn überall in der Welt genießen wir hohes Ansehen, weil man uns über das VDE-Prüfsiegel fest mit dem Begriff „Made in Germany“ verknüpft.
Zur Person

- 1962 geboren in Amönau, verheiratet, zwei Kinder
- Studium der Elektrotechnik und der Informationstechnologie in Dieburg mit dem Abschluss Diplom-Ingenieur
- Europa-Ingenieur über die Föderation Europäischer Nationaler Ingenieurverbände (FEANI) in Brüssel
- Seit 2011 Geschäftsführer des VDE Prüf- und Zertifizierungsinstituts
- Von 2012 bis 2015 zudem Geschäftsführer VDE Global Services