Limburg. Die Firma ist erst knapp zehn Jahre alt – und am Markt schon ganz vorn. Limtronic in Limburg, Dienstleister für Electronik Manufacturing Services (EMS), zählt zu den modernsten Fabriken deutschlandweit und setzt Zeichen im Bereich Industrie 4.0. Warum so eine smarte Fabrik nicht ohne qualifizierte und motivierte Mitarbeiter funktioniert, erfuhr AKTIV bei einem Gespräch mit Gerd Ohl, geschäftsführendem Gesellschafter von Limtronik.

Was versteht man unter Electronic Manufacturing Services, kurz EMS?

Letztlich geht es um Dienstleistung rund um die Fertigung von elektronischen Bauteilen. Wir vermieten sozusagen unsere Fabrik auf Zeit inklusive Können und Wissen der Mitarbeiter an Firmen, die keine eigene Elektronikfertigung haben. Das heißt, wir entwickeln und produzieren komplette Bauteile, zum Beispiel Sensoren für Automobil-Hersteller, aber auch komplette Messgeräte oder Überwachungskameras. So haben wir unter anderem auch die Einführung der Lkw-Maut in Deutschland begleitet.

Und das kann nur Limtronik?

Nein, natürlich haben auch wir Wettbewerber. Aber wir sind ganz vorne dabei und punkten mit einer Reihe von Zusatz- angeboten. Für Kunden drehen wir auch Extra-Loopings. Bei Projekten unterstützen unsere Ingenieure oder auch die Layouter für das Design von Elektronikplatinen unsere Kunden bei Bedarf. Oder wir helfen bei der Wareneingangskontrolle, um Fälschungen zu vermeiden. Und wir haben Lösungsansätze, um der zunehmenden Knappheit von Bauteilen in der Elektronik-Industrie zu begegnen.

Werden Elektronik-Bauteile knapp?

Die Elektronik-Industrie boomt, nicht zuletzt infolge der zunehmenden Digitalisierung und der Ausrichtung der Firmen auf Industrie 4.0. Das führt zu Preisanstiegen und Lieferengpässen seitens der Zulieferer und begünstigt leider das Einschleusen von gefälschten Bauteilen.

Wie können Sie da helfen?

Wir haben gute Partnerschaften zu Distributoren und Herstellern weltweit. Nicht zuletzt durch die enge Kooperation mit Laboren in Asien wissen wir, wie man Fälschungen entlarvt und am besten gleich vermeidet. Besonders wichtig ist mir aber, auf Kundenseite ein Bewusstsein zu schaffen für die angespannte Marktlage und damit verbundene Risiken. Im August haben wir deshalb eine hochkarätig besetzte Info-Veranstaltung durchgeführt, um auf die drohenden Probleme aufmerksam zu machen.

Welche Rolle spielt für Sie dabei die Industrie 4.0?

Industrie 4.0 ist die Lösung für eine ganze Menge von Problemen. Tracking and Tracing, also die Rückverfolgbarkeit von Produkten, ist nicht nur bei der Automobil-Industrie ein Riesenthema und immer wichtiger. Bei uns steuern bereits cloudfähige Systeme Anlagen und Maschinen, die untereinander selbstständig Daten austauschen und sich an Auftragslage und Fertigungsbedingungen orientieren. Alles wird erfasst, akribisch dokumentiert und ausgewertet, um Abläufe zu optimieren und Kosten zu reduzieren. Und natürlich lässt sich so auch berechnen, wann ein Bauteil ausfallen wird und man es deshalb vorher besser ersetzt.

Welche Rolle haben Mitarbeiter?

Ohne sie geht gar nichts. Auch die Fabrik der Zukunft braucht Menschen, die mit aufpassen, dass alles gut läuft, die Leiterplatten nachlegen, Maschinen programmieren, kontrollieren und vieles mehr. Wir haben hier am Standort schon immer selbst ausgebildet und aktuell 13 Azubis. Über 80 Prozent der gut 130 Mitarbeiter sind Eigengewächse. Viele von ihnen brennen für die Arbeit hier. Ihnen macht es einfach Spaß, Industrie 4.0 jeden Tag live zu erleben und ihre Chancen zu nutzen. Wir unterstützen zum Beispiel die Weiterbildung zum Meister, Techniker oder auch ein Studium. Denn nur gemeinsam können wir unsere Fabrik der Zukunft weiter vorantreiben.

Hätten Sie zum Abschluss einen Wunsch an eine gute Fee?

Neben Gesundheit und mehr Zeit für meine Frau und meine Familie nenne ich noch das volle Auftragsbuch. Ich wünsche mir tatsächlich, dass sich unsere Kunden weiter gut am Markt positionieren und Industrie 4.0 noch mehr als Chance begreifen, denn dann haben sie wie wir auch in Zukunft alle Hände voll zu tun.

Zur Person

Im Betrieb: Gerd Ohl in seiner smarten Fabrik, in der Menschen Maschinen unterstützen. Foto: Scheffler
Gerd Ohl
  • Geboren 1963 in Jülich, verheiratet, drei Kinder
  • Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker
  • Zeitsoldat
  • Weiterbildung zum technischen Betriebswirt und Techniker (MSR)
  • 1992 Bosch Telecom-Leitwerk Limburg, aus dem EN ElectronicNetwork entsteht
  • Seit 2009 nach Management-Buy-out geschäftsführender Gesellschafter von Limtronik