Heuchelheim. Kohlenstofftechnik und Keramik, Umweltsimulation und Klimatechnik, Sintermetall und Ultraschallschweißen zeichnen den Technologiekonzern Schunk Group in Heuchelheim weltweit aus. AKTIV sprach mit dem Vorsitzenden der Unternehmensleitung von Schunk, Arno Roth, über die Herausforderung, so ein Unternehmen zu führen.
Herr Roth, wie geht es Schunk?
Gut. Die Keimzelle von Schunk war die Kohlebürste zur Stromübertragung in Motoren. Damit bewegen wir bis heute die Welt. Wir haben 2017 einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro erzielt, und wir freuen uns über ein Wachstum von über 5 Prozent. Wir sind stetig gewachsen, nicht durch Zukäufe, sondern aus eigener Kraft, und beschäftigen über 8.200 Menschen in 29 Ländern.
Woher rührt dieser Erfolg?
Ein Vorteil für uns ist, dass Schunk einer Stiftung gehört, die auf das Testament des Firmengründers Ludwig Schunk zurückgeht. Ähnlich wie bei vielen Familienunternehmern geht es nicht um Shareholder-Value, also um den maximalen Wert des Unternehmens, sondern um dessen langfristige Weiterentwicklung. So können wir strategisch an die Dinge herangehen und vieles ausprobieren.
Was probieren Sie denn aus?
Über aktuelle Projekte kann ich hier nichts verraten. Aber Hightech-Produkte von Schunk finden sich in sämtlichen Schlüsselindustrien, vom Automobilbau über die Solar- bis zur Weltraumtechnik. In all diesen Bereichen probieren wir auch Neues aus, das im Idealfall dann möglichst bald gut verkauft werden kann oder uns auf andere Weise weiterbringt.
Haben Sie dafür ein Beispiel?
Ja, unser Ladeinfrastruktursystem mit Schunk Smart Charging für Elektrobusse. Über einen Stromabnehmer und einen Lademast wird der E-Bus beim Stopp an der Endhaltestelle oder im Depot automatisch aufgeladen. So kann man in Städten Emissionen drastisch reduzieren. Der Bereich ist schon jetzt ein kleiner Umsatzbringer, der sich jedes Jahr verdoppelt.
Ist die Mobilität der Zukunft für Sie ein Wachstumsmarkt?
Ja, ganz sicher. Für Schunk sind die beiden Trends selbstfahrende Autos und E-Mobilität relevant. Speziell für unsere Division Sonosystems ist das selbstfahrende Auto ein Riesenthema, weil ein Fahrzeug dadurch viel mehr Sensoren und Aktuatoren benötigt. Sonosystems ist der weltweit führende Spezialist mit Systemlösungen für das Ultraschallmetallschweißen. Im elektrischen Nervensystem des Autos, dem Kabelbaum, sorgen wir so für perfekte Verbindungen, millionenfach und weltweit.
Wie beurteilen Sie die Diskussion um den Verbrennungsmotor?
Das Aus für den Verbrennungsmotor durch die E-Fahrzeuge würde auch für uns einen großen Wandel bedeuten. Insgesamt sind wir trotz allem sehr optimistisch. Aktuell stellen wir übrigens mehr Kohlebürsten für Autos mit Verbrennungsmotoren her denn je. Wir verfügen hier über ein ungeheures Know-how und sind beispielsweise der Weltmarktführer für die Kohlebürste, die die Benzinpumpe in sich hat.
Woher kommt Ihr Optimismus?
Auch im Elektroauto gibt es viele spannende Probleme, für die Schunk schon Lösungen bietet. Die Batterien zum Beispiel brauchen ein gutes Thermomanagement. Wir entwickeln gerade einen Graphitwerkstoff, der sich hervorragend für das Thermomanagement von Batterien eignet. Und es gibt noch andere Produkte für weitere Anwendungen. Die Entwicklung steht noch am Anfang, aber auch hier sind wir, was die Zukunft von Schunk angeht, einfach recht guter Dinge.
Zur Person

- 1961 geboren in Bärenbach im Hunsrück, verheiratet, zwei Kinder.
- Studium der Physik mit anschließender Promotion an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz.
- Unternehmensberater bei McKinsey & Company.
- 1998 Eintritt in die Schunk Group als Generalbevollmächtigter der Schunk GmbH. Seit 2007 Mitglied der Unternehmensleitung der Schunk Group.
- Seit 2013 Vorsitzender der Unternehmensleitung der Schunk Group.