Wer die Digitalisierung verpasst, stirbt: Mit dem provokanten Titel „Digitize or die?!“ hat sich das „Campus Symposium“ in diesem Jahr einem Thema genähert, an dem zurzeit keiner vorbeikommt. Die Organisatoren – neben Geschäftsführer Christoph Neumann überwiegend Studenten der Dortmunder ISM (International School of Management) – haben damit einen Nerv getroffen. Nicht zuletzt die rund 1.000 Gäste an zwei Tagen sind ein Beleg dafür.
Bereits zum zehnten Mal fand in Iserlohn das Symposium statt. Es ist erwachsen geworden, befand Horst-Werner Maier-Hunke, Vorsitzender des Märkischen Arbeitgeberverbands, der zu den Gesellschaftern gehört. Zwar fehlten diesmal die ganz großen Namen der Vorjahre wie Bill Clinton, Kofi Annan, Al Gore oder Bob Geldof. Dem Anspruch, internationale Wirtschaftskonferenz zu sein, wurde man dennoch gerecht.
Digitalisierung bedeutet gewonnene Lebenszeit
Mit dem ehemaligen Präsidenten der EU-Kommission José Manuel Barroso war ein namhafter internationaler Politiker zu Gast, der bei allen zugestandenen Mängeln ein leidenschaftliches Plädoyer für Europa hielt: „Es lohnt sich, dafür zu kämpfen.“ Aus Washington zugeschaltet wurde ARD-Korrespondent Jan-Philipp Burgard, ein gebürtiger Iserlohner, der Einblicke in die von Twitter und meinungsgetriebenem Krawalljournalismus geprägte Medienwelt der USA beisteuerte.
Der estnische Botschafter in Deutschland, Mart Laanemäe, berichtete aus seiner Heimat, einem Vorzeigeland in Sachen Digitalisierung. Dort müsse man nur für Hochzeiten, Scheidungen und Immobilienverkäufe auf dem Amt erscheinen, alles andere – selbst eine Firmengründung – sei übers Internet zu erledigen, ohne Schlange zu stehen: Digitalisierung bedeute gewonnene Lebenszeit.
Faszinierend findet NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart, was in Estland geht, während in Deutschland, so ein Beispiel, bei einem Notfall im Krankenhaus noch immer alles doppelt und dreifach erfasst werde: „Muss das im 21. Jahrhundert sein?“ Er schwärmte von der computerbasierten Baustellenorganisation in Japan und ermunterte die Region, an Innovationen weiterzuarbeiten und so auch die Politik unter Druck zu setzen.
Die Auswirkungen der Digitalisierung auf Südwestfalen, die Zukunft der Medien, Cybersecurity, die Entwicklungen in der Mobilität, digitale Geschäftsmodelle – das studentische Organisationsteam hatte zahlreiche Themenfelder erarbeitet, die in Vorträgen, Diskussionen und Workshops beleuchtet wurden und den Zuhörern viele interessante Impulse mit auf den Weg gaben.
Charlie Awards für drei Projekte mit Vorbildcharakter
Politiker wie Staatsministerin Dorothee Bär, regionale Unternehmer und Vertreter von Konzernen wie Opel und Telekom standen auf der hochkarätigen Referentenliste und sorgten für Gesprächsstoff. Die imposante Zeltstadt mit ihrer stimmungsvollen Atmosphäre drinnen bot den passenden Rahmen dafür. Viel Lob gab es für die perfekte Organisation, die von den Studenten und Freiwilligen, unterstützt von Sponsoren und Förderern, gestemmt wurde.
Dazu gehörte auch die glanzvolle Verleihung des Charlie Awards, mit dem die Studenten Persönlichkeiten und Projekte mit Vorbildcharakter auszeichnen. In diesem Jahr ging der Preis an das Kinderhilfswerk Terres des hommes, in der Kategorie Digital an das Bildungsprojekt Coding kids und im Lokalen an den mobilen Kinder- und Familien-Hospiz-Dienst Zeitgeschenk.