Letmathe. Wie übergroßes Lametta läuft der glänzende Edelstahl in feinen Strängen aus der Spaltanlage, hauchdünn, fein geschnitten – aber viel zu schade, um ihn in einen Baum zu hängen. Das Material, das bei Boecker-Wender-Stahl (BWS) in Hohenlimburg gewalzt und in Letmathe konfektioniert wird, ist für ganz anderes bestimmt.
Es steckt als winziges Federplättchen in den goldfarbenen Chips auf Scheckkarten, als eine dünne Folie in DVD-Playern, in Miniatur-Kugellagergehäusen und Herzschrittmachern oder als Abschirmungsfolie im Handy. Das Familienunternehmen mit Tradition, gegründet 1810, ist darauf spezialisiert, Stahl von höchster Güte hauchdünn zu walzen.
Bis 0,03 Millimeter geht es runter. „Das ist so dünn wie eine Alufolie, aber extrem fest“, erklärte Geschäftsführer Stefan Schober den Mitgliedern des Arbeitskreises Schule Wirtschaft, die er durch das Werk in Letmathe führte. Und er zeigte ihnen, dass das Band dann doch auch mal hängen darf.
Durchhänger in der Schlingengrube
Denn das Stahlblech, das aus dem Hohenlimburger Walzwerk kommt und in Letmathe an den Spaltanlagen gespalten wird, hat über die gesamte Breite feinste Dickenschwankungen im My-Bereich. In schmale Streifen geschnitten, wickeln sich die Ringe unterschiedlich auf. Um die feinen Abweichungen auszugleichen, hängt es zunächst mal durch – in einer 15 Meter tiefen Schlingengrube.
Das ist nur eine der Besonderheiten, die das Unternehmen BWS und das dort gefertigte Feder-, Präzis- und Serviceband auszeichnen. „Wir können viele Kundenwünsche erfüllen“, erläuterte Schober seinen Gästen vor den mächtigen Coils im Werk: „Wir sind halt ein Service-Walzwerk.“
Stahlband von glänzend glatt bis möglichst rau, verschiedene Kantenbehandlungen von rund bis abgeschrägt, die Lieferung von Einzelstücken mit einem Gewicht von 200 Gramm bis hin zu 8 Tonnen schweren Coils: Alles kein Problem, so Schober. „Wir können auch nur zwei Millimeter breite Streifen schneiden. Dafür brauchen wir richtig gute Leute.“
Für den zukunftsträchtigen Werkstoff Stahl möchten der Geschäftsführer und sein Ausbildungsleiter Andreas Müller deshalb möglichst viele Jugendliche begeistern, um aus ihnen gut ausgebildete Nachwuchskräfte zu machen.
Drei bis sechs Azubis stoßen in jedem Jahr neu zur 180-köpfigen Belegschaft. Ausgebildet werden Industrie- und Informatikkaufleute, Industrie- und Verfahrensmechaniker, Werkstoffprüfer sowie Maschinen- und Anlagenführer. Schulnoten allein seien nicht das Kriterium für eine Ausbildung bei BWS, sagt Müller. Mit Werkunterricht und ausbildungsbegleitenden Hilfen könnten Schwächen ausgeglichen werden. Auf Motivation und Zuverlässigkeit komme es an.
So wie bei Sascha Kamp-ling. Der ehemalige Hauptschüler erkannte beim Arbeitskreisbesuch einen Lehrer wieder und berichtete ihm von seiner erfolgreichen Laufbahn als Verfahrensmechaniker. Der Lehrer urteilte spontan: „Er hat sich super gemacht.“