Wie groß muss die Bundeswehr sein? Klare Antwort von Professor Patrick Sensburg: „Wir brauchen ein Massen-Heer, um in einem möglichen Krieg zu bestehen“, sagt der Präsident des Reservistenverbands. Das sei nur mit einer Wehrpflicht zu schaffen.
Auf „einen neuen attraktiven Wehrdienst“ haben sich gerade Union und SPD geeinigt, der laut Koalitionsvertrag „zunächst auf Freiwilligkeit“ basieren soll. Doch ob das reicht, ist fraglich. Von fast 500.000 Soldaten in Zeiten des Kalten Krieges ist die Truppe seit der deutschen Einheit 1990 und dem Ende der Wehrpflicht 2011 auf gut 180.000 geschrumpft. Laut Bundesverteidigungsministerium würden mit Reservisten rund 450.000 im Verteidigungsfall gebraucht.
Wie sich eine Wehrpflicht möglichst gerecht gestalten ließe – und was sie kosten würde –, hat das Ifo-Institut in München ermittelt. Die Ökonomen schlagen eine „Marktlösung“ vor, in der statt eines schmalen Solds ein Gehalt gezahlt wird. Es soll dem marktüblichen Gehalt für diese Altersgruppe entsprechen. Die Ifo-Forscher rechnen damit, dass sich so genug „freiwillige Wehrpflichtige“ finden.
Den Staat käme das zunächst zwar teurer. Würden 25 Prozent eines Jahrgangs, also 195.000 Personen, eingezogen, dann wären statt 3,2 Milliarden Euro an Sold rund 7,7 Milliarden Euro für Gehälter fällig. Dafür fielen aber die gesamtwirtschaftlichen Kosten um 45 Prozent niedriger aus – weil die Wehrpflichtigen ja über mehr Geld verfügen würden und mehr konsumieren könnten.
Somit wären die gesellschaftlichen Lasten stärker verteilt und würden nicht überwiegend von den Wehrpflichtigen geschultert, die ja auch in ihrer Bildungs- und Berufsplanung eingeschränkt würden.
Allerdings bezweifelt Reservisten-Präsident Sensburg, dass Freiwilligkeit tatsächlich reicht: „Die Bundeswehr ist zwar kein unattraktiver Arbeitgeber. Aber es will halt nicht jeder Soldat werden.“

Thomas Goldau schreibt bei aktiv vor allem über Wirtschafts- und Politikthemen. Nach dem Politikstudium an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und einem Zeitungsvolontariat beim „Offenburger Tageblatt“ hat er bei Tageszeitungen und einem Wirtschaftsmagazin über den Politikbetrieb in Bonn, Berlin und Brüssel berichtet. Privat zieht es den Familienvater regelmäßig mit dem Wohnmobil in die Ferne.
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