Menschenrechte, Meinungsfreiheit, politische Teilhabe – und freie Wahlen wie bald die zum Deutschen Bundestag: All das macht unter anderem die demokratische Staats- und Gesellschaftsordnung aus, in der wir seit 1949 beziehungsweise 1990 leben. Das Privileg haben nicht alle Menschen auf der Welt. Diktaturen und dominante Regime – Autokratien – sind weltweit auf dem Vormarsch. Allein in den letzten zwei Jahren waren Wahlen in 25 Staaten weniger frei als zuvor, so die Bertelsmann-Stiftung in einer aktuellen Studie. 39 Länder haben in dieser Zeit die Meinungsfreiheit eingeschränkt.

„Demokratie ist kein Selbstläufer, sie lebt von Beteiligung“

In Deutschland können am 23. Februar alle Bürgerinnen und Bürger wählen und über die neue Regierung in Berlin mitbestimmen. „Demokratie ist kein Selbstläufer, sie lebt von Beteiligung“, betont die Bundeszentrale für politische Bildung vor der Wahl. Wer jetzt seine Stimme abgibt, sollte sie Parteien geben, die die Demokratie – oder „Herrschaft des Volkes“ wie sie aus dem Griechischen übersetzt heißt – unterstützen. Folgende Erkenntnisse gibt es zur Demokratie:

Freiheit und Wohlstand

Demokratie ermöglicht freie Entfaltung, auch in der Wirtschaft. Sie führt langfristig zu einer dauerhaften Steigerung des Wachstums. Der Effekt lässt sich nachweisen. Eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung unter 150 Ländern führt das Plus vor allem auf das Funktionieren demokratischer Institutionen zurück. Meinungsfreiheit, freie Wahlen und die Beschränkung der ausführenden durch die gesetzgebende Gewalt (also Regierung, Verwaltung, Polizei) sind die stärksten Treiber. Eine Aushöhlung dieser Institutionen, wie sie derzeit in vielen Ländern zu beobachten ist, könnte erhebliche negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, warnen die Autoren.

Gefahr durch Populismus

Schwarz-Weiß-Denken und Extreme zerstören die Demokratie. Sie spalten das Land und richten erheblichen wirtschaftlichen Schaden an. Dies belegen Ergebnisse einer Studie am Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Sie umfasst 120 Jahre (1900-2020) und rund 60 Staaten. Egal, ob Rechts- oder Linksextreme an der Macht sind: Schon nach wenigen Jahren sind laut Untersuchung negative Folgen messbar. Das IfW macht das an konkreten Zahlen fest: 15 Jahre nach der Machtübernahme von Populisten liegt das Bruttoinlandsprodukt eines Landes um 10 Prozent niedriger. Verantwortlich ist vor allem Protektionismus. Das Institut beobachtet damit einhergehend signifikant höhere Zölle und wirtschaftliche Abschottung. Es kommt zu weniger Freihandelsabkommen, die Barrieren für Investitionen aus dem Ausland steigen. Zugleich geht die Schere zwischen Arm und Reich weiter auf, da untere und mittlere Einkommensschichten besonders stark verlieren. Das der Bevölkerung oft versprochene bessere Leben lässt sich in diesem Fall „eindeutig nicht feststellen“, so die Experten.

Ungleiche Machtverteilung in Autokratien

Ökonomen haben erforscht, wie sich Staaten unter verschiedenen politischen Systemen entwickeln und dafür tief in der Geschichte gegraben. Ihre Erkenntnis ist: In Autokratien sind Macht und Ressourcen ungleich verteilt und kommen nur wenigen zugute. Demokratie dagegen bringt meist eine positive Wende. „Staaten, die ein demokratisches System einführen, erleben nach acht bis neun Jahren ein Wirtschaftswachstum“, sagt Wohlstandsforscher Daron Acemogl. Zusammen mit zwei weiteren Forschern hat er 2024 den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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