Brüssel. „Denk ich an Europa in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“ Würde der Dichter Heinrich Heine heute leben, dann ließe er seine berühmten „Nachtgedanken“ wohl um die EU statt um Deutschland kreisen.
Chaos um den Brexit im März, Streit um Geld und Gesetze mit Italien, Polen, Ungarn: Solches Gezänk verstellt den Blick auf eine historische Erfolgsgeschichte – an der die Bürger 2019 wieder mitwirken können. Wenn sie Ende Mai zur Europawahl gehen, entscheiden sie über die Mehrheit im EU-Parlament. Dort wiederum wird darüber abgestimmt, wer ab November neuer EU-Kommissionspräsident wird – und damit als Nachfolger von Jean-Claude Juncker „das Gesicht“ Europas.
Gemeinsam mit den Regierungen der (nach einem Brexit) 27 Mitgliedsstaaten lenken Kommission und Parlament die Geschicke eines Lebens- und Wirtschaftsraums von 450 Millionen Menschen. Ob Digitalisierung, Klimaschutz, Außen- und Sicherheitspolitik: Jeder einzelne EU-Staat wäre zu klein, um sich diesen Herausforderungen in einer globalisierten Welt zu stellen.
Deutschland profitiert besonders stark vom EU-Binnenmarkt
Und natürlich ist Europa auch eine Wirtschaftsgemeinschaft. Und sehr erfolgreich: Die EU liegt mit einer Wirtschaftsleistung von jährlich 18,7 Billionen Euro (knapp 16 Billionen ohne die Briten) nur hinter den USA und deutlich vor China.
„Exporte aus der EU sichern die Einkommensgrundlage einer immer größer werdenden Zahl von Menschen überall in Europa“, sagt EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. Gerade Deutschland profitiert besonders stark vom europäischen Binnenmarkt. Mehr als die Hälfte unserer Exporte von 1,3 Billionen Euro im Jahr liefern wir in die anderen Mitgliedsstaaten.
Eine historische Erfolgsgeschichte: Schon mehr als 70 Jahre Frieden
Doch die Europäische Union hat den Menschen etwas noch viel Grundlegenderes zu bieten als Wohlstand: Frieden! Seit mehr als 70 Jahren. Und das in einer Welt, in der allein derzeit, so Juncker, „rings um uns herum über 40 bewaffnete Konflikte schwelen“.