Gevelsberg. Bernd Heine nimmt sich Zeit. Er arbeitet an der Grenze dessen, was sich auf einer Schleifmaschine herstellen lässt. Eine sechs Meter lange und fast zwei Tonnen schwere Pumpenwelle schleift er über drei Tage auf einige Tausendstel Millimeter genau. Laufend misst er am rotierenden Werkstück mit der Messuhr nach: „Für mich ist es immer wieder faszinierend, aus einem rostigen Stück Metall ein hochpräzises glänzendes Bauteil zu machen.“

Sein Chef Frank Mittag weiß, was die Mitarbeiter leisten: „Maschinen kann man kaufen, aber gute Leute kriegt man nicht an jeder Ecke“, so der Geschäftsführer des Gevelsberger Präzisionszerspaners Bümi: „Will die Firma in zehn Jahren noch erfolgreich am Markt sein, muss sie in die Mitarbeiter investieren.“ Und das tut sie: Von den 72 Beschäftigten sind 9 Lehrlinge. Die Firma hat sogar zwei Ausbildungswerkstätten. In der einen üben die angehenden Metallbearbeiter im ersten Lehrjahr die Grundlagen – etwa drehen, fräsen und schleifen. Und ab dem zweiten Lehrjahr lernen sie in der anderen Ausbildungswerkstatt das Programmieren der CNC-Maschinen.

Da verwundert es nicht, dass das Familienunternehmen einen hervorragenden Ruf hat. „Wer hier arbeitet, der bleibt“, sagt Mittag.

In 1.500 Meter Tiefe kann man ein Bauteil nicht mal eben austauschen

Die Firma erwirtschaftet pro Jahr 10 Millionen Euro Umsatz. Beliefert werden Kunden in der ganzen Welt. Auf Präzisionsdrehteile aus Gevelsberg vertrauen Großmaschinenbauer wie Liebherr und Siemens sowie der Autozulieferer ZF Friedrichshafen. Bolzen und Buchsen finden sich in Riesenbaggern. Flansche sichern Kranausleger in 100 Meter Höhe. Zapfen stecken im Fahrwerk des ICE 3, Steuerkolben in den Dampf- und Gasturbinen vieler Kraftwerke. Alle Bauteile haben eins gemeinsam: Fallen sie aus, wird es gefährlich und teuer – und selbst in der Kälte der Arktis müssen sie funktionieren.

Auch das ist ein Grund dafür, dass Bernd Heine sich für die Bearbeitung der Pumpenwelle an seinem 13 Meter langen Schleiftisch Zeit nimmt. Das Bauteil wird schon in wenigen Wochen in einer Unterwasserpumpe bei bis zu 1.500 Meter Tiefe einsam seinen Dienst tun, an einer Offshore-Ölförderanlage. Da unten ist niemand, der die Pumpe mal eben austauschen kann.