München. Da geht sogar noch mehr: Mit 64 Kilometern wird der Brenner-Basistunnel noch ein paar Kilometer länger als die Mega-Röhre durch den Schweizer Gotthard! In zehn Jahren soll die neue Alpenquerung zwischen Österreich und Italien fertig sein. Und das heißt: Auch in Deutschland muss man sich jetzt sputen.

Der auf rund 800 Meter Höhe flach unter dem Brennerpass hindurch verlaufende Bahntunnel ist enorm wichtig für Bayerns Wirtschaft, sowohl für die Einfuhren als auch für den Export. Die Strecke ist Teil einer Nord-Süd-Achse, die die europäischen Wirtschaftsräume miteinander verbindet, sie schafft einen schnelleren Zugang zu den Häfen am Mittelmeer.

„Jedes Jahr ohne Züge durch den Brenner bedeutet ein Jahr an hohen Wertschöpfungsverlusten“, mahnt denn auch die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Schließlich soll das grenzüberschreitende Großprojekt mehr Verkehr auf die Gleise bringen: Viele Güter sollen künftig nicht mehr mühsam über den Berg, sondern einfach tief durch ihn hindurch transportiert werden. Das ist auch dringend nötig, da der Handel wächst und wächst. Schon jetzt rollen jährlich mehr als zwei Millionen Lastwagen mit fast 50 Millionen Tonnen Waren über die chronisch verstopfte Brenner-Autobahn. Etwa die Hälfte davon, so hoffen die Planer, soll künftig auf die Schiene – dank des neuen Tunnels.

Auf österreichischer Seite und am Tunnelausgang in Südtirol wird bereits fleißig gebuddelt

Wenn es denn vorangeht … Zwar wird auf österreichischer Seite und am Tunnelausgang in Südtirol schon fleißig gebaut: 50 Meter pro Tag fressen sich die Tunnelbohrmaschinen ins Gestein, gut 50 Kilometer Stollen sind schon ausgebrochen. Aber auf deutscher Seite hakt es. Knackpunkt ist die sogenannte Zulaufstrecke durch Oberbayern. Strittig sind vor allem der Knotenpunkt München sowie das enge Inntal, wo wenig Platz für einen Ausbau der Gleise ist.

„Wir müssen sehen, dass wir zeitlich den Anschluss nicht verlieren“, warnte Bayerns Verkehrsminister Joachim Hermann im Juni bei einem Ortstermin in Tirol. Bis 2018 werde nun mit Bürgermeistern und Anrainern geklärt, wo die Strecke auf bayerischer Seite genau verlaufen soll. Generell müssten aber auch die bestehenden Verbindungen besser genutzt und der Lärmschutz entlang der stark befahrenen Inntaltrasse verbessert werden.

Übrigens: Die Kosten des Brenner-Basistunnels werden auf insgesamt rund 9 Milliarden Euro geschätzt. 40 Prozent kommen von der EU, den Rest bezahlen Österreich und Italien.

Die Passage durch den Tunnel soll 35 Minuten dauern, die Fahrtzeit von Innsbruck nach Bozen wird so locker von zwei auf eine Stunde halbiert. Und im ICE, der die vornehmlich für den Güterverkehr gedachte Strecke ebenfalls befahren wird, kommt man dann in drei Stunden von München nach Verona – heute sind es fünfeinhalb.