Sulzburg. Er kostet ein paar Euro, misst ein paar Zentimeter. Macht aber Karriere wie ein Filmstar: der Rauchwarnmelder. Seit er in immer mehr Bundesländern Pflicht wurde, ist die Nachfrage explodiert. Hersteller Hekatron produziert in nie dagewesenen Dimensionen – muss sich aber auch darauf einstellen, dass die Nachfrage nicht konstant auf diesem Niveau bleibt.

In Sulzburg, einem idyllischen Ort am Rand des Hochschwarzwalds, rattern leise die Maschinen. Michael Roth, für den Bereich Technik verantwortlicher Geschäftsführer, beobachtet zufrieden, wie sie Leiterplatten bestücken. „Wir stellen jetzt rund drei Millionen Geräte im Jahr her“, freut er sich. „Bevor es die Rauchmelder-Pflicht gab, waren es vielleicht 200.000.“

Das Unternehmen hat seit 2014 etwa 160 neue Mitarbeiter eingestellt, die Kapazitäten vervierfacht, mehr als 20 Millionen Euro investiert. „Hätten wir nicht erweitert“, schildert Roth, „so hätte es am Markt Engpässe gegeben.“

800 Leute arbeiten jetzt hier. Zum Beispiel Tino Schönfeld. Der Fertigungsmeister kontrolliert gerade eine Rolle mit Bauelementen für Leiterplatten. „Es macht stolz, ein Produkt herzustellen, das Leben rettet“, sagt er.

Roboter bestücken die Leiterplatten und erledigen die Endmontage: Sie liefern alle fünf Sekunden ein Gerät ab. Trotz aller Automatisierung ist Hekatron ein riesiger Arbeitgeber. Maria Benzel etwa lötet von Hand nach, wenn die Maschine einmal einen Fehler macht.

Zweites Standbein als Zulieferer

Geschäftsführer Roth muss sich nicht nur darüber Gedanken machen, wie das Unternehmen die riesige Nachfrage bewältigt. Sondern auch, wie er das Werk auslasten wird, wenn der Markt gesättigt ist. Immerhin müssen Hekatron-Melder nach zehn Jahren erneuert werden, so lange hält die eingebaute Batterie. Das macht es etwas leichter, die künftige Nachfrage abzuschätzen.

„Schwankungen werden kommen“, sagt Roth, „mit einem Auf und Ab beim Auftragseingang müssen wir umgehen können.“ Um sie abzufedern, will Hekatron noch stärker zum „EMS-Partner“ für andere Unternehmen werden; so nennen sich Anbieter der kompletten Auftragsfertigung von elektronischen Baugruppen, Geräten und Systemen. EMS steht für „Electronics Manufacturing Services“.

Die Produktion muss trotzdem flexibel sein. Das ist hierzulande oft schwer, sagt Roth: Die tariflich festgelegte 35-Stunden-Woche sei ein „starres Korsett“, und dass die Bundesregierung weitere Einschränkungen etwa bei der Zeitarbeit plant, findet er bedenklich. Denn der internationale Wettbewerb sei wie ein Haifischbecken, da müssten deutsche Unternehmen beweglich bleiben.

Auf die Zuverlässigkeit kommt es an

Der Billig-Konkurrenz setzt Hekatron besonders zuverlässige Geräte entgegen, die Qualität steckt im Detail. Der Piepton, der nach zehn Jahren eine Batterieschwäche meldet, geht zum Beispiel nicht nachts an, um den Schlaf nicht zu stören – der Melder bleibt trotzdem voll funktionsfähig.

Rauchmelder gab’s übrigens schon Ende des 19. Jahrhunderts. Es waren simple Vogelkäfige: Wenn die Vögel bei Rauch von der Stange fielen, schloss sich ein Stromkreislauf und löste Alarm aus. Raffinessen, wie sie heute in den Geräten stecken, waren damals noch Science-Fiction.