Dennis Böhm ist ein Unternehmer im Krisenmodus. Seit er mit seinem Vater den Kunststoffverarbeiter Klaes in Neuenrade übernommen und zu Böhm Plast-Technology umgewandelt hat, ist an ein normales Wirtschaften nicht zu denken. Aus eigener Kraft gegengesteuert werden kann  zum Beispiel bei den Energiekosten.

Das Unternehmen verarbeitet Duroplaste und Thermoplaste, unter anderem zu hitzebeständigen Pfannengriffen und Ventilbaugruppen für Kochwaren und Restaurantküchen oder Teilen für den Maschinenbau. Rund 700 Tonnen Kunststoffe werden jährlich, je nach Verfahren, verflüssigt, erhitzt, abgekühlt, bearbeitet. Das kostet – bei bis zu 1,7 Millionen Kilowattstunden Stromverbrauch pro Jahr. Mit einer Energie-Strategie halten die Böhms dagegen.

Dachfläche verpachtet für Photovoltaik-Anlage

Schritt 1: eine Photovoltaik-Anlage auf der 3.000 Quadratmeter großen Dachfläche. „Das Problem waren die Asbestplatten auf dem Altbau“, sagt Böhm, „eine Sanierung und die PV-Anlage hätten wir finanziell so nicht geschafft.“ Die Lösung lieferte ein Unternehmen, das auf die Errichtung und Weitervermietung von Solaranlagen spezialisiert ist. Es hat die Dächer erneuert, gepachtet und die Anlage an einen Investor verkauft. Böhm zahlt einen festen Preis für den Strom, der direkt in den Betrieb geht und 40 Prozent des Bedarfs abdeckt.

Schritt 2: Bei der Sanierung seines Privathauses stellte Böhm fest, dass Wärmepumpen gar nicht so teuer sind – im Vergleich zu den 50.000 Litern Heizöl jährlich, die im Betrieb gebraucht wurden. Zwei Wärmepumpen ersetzen dort jetzt die Ölheizung. Die nutzen auch die Abwärme der Maschinen. „Früher haben wir über den Kühlturm die Umwelt beheizt. Jetzt haben wir die Wärmepumpe in den Kühlkreislauf integriert“, sagt Böhm. „Die Kosten haben wir nach sieben Jahren raus.“

Wärmepumpen ersetzen Ölheizung, nutzen Abwärme

Schritt 3: Ordentlich investiert haben die Böhms auch in den Maschinenpark. 6 der 33 Spritzgussmaschinen sind neu. Mit ihnen erweitert sich nicht nur das Produktangebot: Jetzt können Teile bis sechs Kilogramm in einem Gussverfahren gefertigt werden. Die Neuen arbeiten auch deutlich effizienter. „Die alten Maschinen brauchen schon im Leerlauf 11 Kilowatt. Die neueste im Gusszyklus gerade mal 2,5“, erläutert Böhm.

Die Umrüstung der Beleuchtung auf LED steht noch an. Und die 60 Prozent Strom, die trotz Photovoltaik zugekauft werden müssen, werden auf Öko-Strom aus Wasserkraft umgestellt. „Damit sind wir jetzt zum Jahresende zu 100 Prozent grün und können komplett auf fossile Brennstoffe verzichten.“

Dieser Nachhaltigkeitsaspekt komme auch bei Kunden gut an, ein wichtiger Pluspunkt. Denn das aktuelle Geschäftsjahr sieht deutlich bescheidener aus als das sehr gute letzte, und die Wettbewerbssituation verschärfe sich für den deutschen Mittelstand. Die Böhms sind dennoch optimistisch: „Wir sind im Moment zukunftssicher aufgestellt.“

Hildegard Goor-Schotten
Autorin

Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, in Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten

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