Greven. Meterweise läuft das geblümte Baumwollgewebe in Beigebraun durch die Schneidemaschine des Wohndeckenherstellers Biederlack in Greven. Murphy Aileru bremst die Anlage ab und deutet auf eine gestrichelte Linie: „Genau da setzen die Messer an“, sagt der Nigerianer. Ein scharfer Schnitt – und das flauschige Gewebe sinkt sanft auf einen Hügel von Decken: 1,50 mal 2 Meter kuschelige Gemütlichkeit.
Meist in dieser Größe liegen Wohndecken des Familienunternehmens aus dem Münsterland in vielen Wohnzimmern. „Die Menschen sollen sich damit zu Hause wohlfühlen und abschalten können“, sagt Lotty Biederlack. Es ginge darum, im Alltag einen Rückzugsort zu schaffen, betont die geschäftsführende Gesellschafterin. Dafür webt, färbt und konfektioniert Biederlack jährlich unzählige Decken – von April bis Oktober laufen dafür die Webmaschinen im Betrieb auf Hochtouren.
Sich wohlfühlen und abschalten können
„Wir haben alles in der Hand. Vom Einkauf der Rohstoffe bis zur fertig konfektionierten Decke machen wir alles selbst“, so Biederlack. Ein Vorteil, den das vor mehr als 130 Jahren gegründete Unternehmen für sich nutzt. So könne man glaubhaft vermitteln, dass man nachhaltige Produkte herstelle und achtsam mit der Umwelt umgehe.
Gemütlichkeit einerseits und ein gutes Gewissen als Verbraucher andererseits. „Das ist unseren Kunden aus dem Handel wie dem Endverbraucher wichtig“, ist Biederlack überzeugt. Um die Firmenphilosophie aus Achtsamkeit, Tradition und Qualität symbolisch zu verankern, nähen Nicoleta Beindressler und ihre Kolleginnen seit Anfang des Jahres ein neues Etikett in die Decken der unternehmenseigenen Kollektion: einen Kranich, der aus dem Familienwappen der Biederlacks stammt.
Das Tier steht auf einem Bein, in seiner Kralle hält er einen Stein. „Das ist ein Symbol für Achtsamkeit“, sagt Marketing-Leiter Holger Steuter. Genauso geht das Unternehmen mit Kunden und Mitarbeitern um. Das scheint zu klappen. Die meisten der gut 200 Mitarbeiter können mittlerweile auf eine über 20-jährige Betriebszugehörigkeit zurückblicken.
Die Decken, Plaids und Kissen werden an den Handel verkauft. Die geblümte Decke aus der Schneidemaschine von Murphy Aileru zum Beispiel liegt bald in der Heimtextilienabteilung der Warenhauskette Kaufhof. Auch Möbelhäuser und Discounter gehören zu den Kunden der Grevener. Für die Marke Joop wiederum fertigt und verkauft Biederlack seit 2011 in Lizenz.
„Davon säume ich pro Tag so einige“, sagt Näherin Beindressler. Zurzeit hat sie viele Pastell- und Naturtöne unter der Nähnadel. Die Wohndecken werden ganzjährig ausgeliefert – und zwar europaweit. Platz eins beim Export nimmt dabei Großbritannien ein. „Wir müssen die Decke immer neu denken“, sagt Marketing-Chef Steuter. Sie sei heute eben ein angesagtes Wohn-Accessoire. Kombiniert mit dem passenden Kissen setzt sie die richtigen Akzente – und schmiegt sich etwa als Schal, Poncho oder Plaid um fröstelnde Schultern und Beine.
Auch was das verarbeitete Garn angeht, beschreitet das Grevener Textilunternehmen immer wieder neue Wege. In der aktuellen Kollektion gibt es zum Beispiel die ersten Wohndecken aus komplett recycelten Baumwoll- und Polyesterfasern.