Köln. Okay, keine lange Vorrede, fangen wir direkt mit dem Foto da oben an. Das blonde Girlie darauf ist: Bianca „Bibi“ Heinicke. Sie ist ein Star – auf Youtube. Ihr Kanal „BibisBeautyPalace“ hat dort 4,5 Millionen Abonnenten. Ihre Videos, in denen sie sich vor der Kamera schminkt, Klamotten anprobiert oder neuerdings singt, wurden bislang 1,5 Milliarden Mal angeklickt.
„Hallihallo, ihr Lieben, und herzlich willkommen zu meinem neuen Video!“ So geht jeder Clip los. Und dann wird erst mal gegackert, so schrill, dass man bangt, gleich platzt der Monitor.
Phänomen „Youtube-Stars“ – lange Zeit lächelten da viele höchstens altersmilde. Ach, die Teenies, lasst sie halt ihre Filmchen machen, über Computergames und Handys, Tussi-Talk, Comedy und Alltagsdramen.
Je mehr Klicks, desto mehr Kohle fließt
Jetzt lächelt keiner mehr. Denn um Top-Video-Blogger wie Bibi, LeFloid oder Gronkh herum entsteht gerade ein Big Business! Es geht um Werbeverträge und Kooperationen mit der Industrie, Umsatzbeteiligungen und eine sich professionalisierende Youtube-Szene. Manchmal geht es auch um, jawohl, Duschschaum. Immer aber geht es um Geld. Viel Geld!
Um zu verstehen, wie das alles kommt, muss man eins wissen. Die Teenies von heute können vielleicht ohne Fernsehen. Aber nicht ohne Youtube. Laut „JIM-Studie 2016“ der Landesmedienanstalten sind 86 Prozent aller Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren mehrmals wöchentlich auf dem Portal unterwegs. 56 Prozent nutzen es sogar täglich.
Ein Traum für die Werbe-Industrie! „Youtube ist heute ein wichtiger Kanal, gerade um Zielgruppen zu erreichen, die kein oder wenig Fernsehen schauen“, bestätigt auch der Kölner Marketingexperte Christian Tembrink.
Folge: immer mehr Werbespots rund um die Clips von Bibi und Co. Für Handyverträge, Mineralwasser, Pickelcreme. Das lässt auch die Kasse der Youtuber klingeln – sie bekommen einen Teil der Werbeerlöse. Wie viel genau? Da schweigt die Youtube-Mutter Google eisern! Klar ist nur: je mehr Klicks, desto mehr Kohle fließt.
Das ist nicht alles. Viele Firmen nehmen die Youtuber direkt unter Vertrag. So lässt der Einzelhändler Edeka auf dem Kanal „Yumtamtam“ prominente Youtuber den Kochlöffel schwingen. Der Kanal des Brausebrauers Coca-Cola wird vom deutschen Youtube-Star Dner moderiert. Ähnliche Wege gehen auch Zalando oder Opel oder Volkswagen. Sperriges Fachwort für die Allianz von Industrie und Clip-Königen: Influencer-Marketing, übersetzt so viel wie „Beeinflusser-Werbung“.
Das Erfolgsgeheimnis ist die hohe Glaubwürdigkeit der Youtuber. Ihr Auftreten und ihre Lebenswelt sind den Alltagserfahrungen der Jugendlichen näher als jene von Show- oder Sportgrößen. „Die Fans vertrauen uns mehr als Heidi Klum oder anderen A-Promis“, bringt die populäre Beauty-Youtuberin „Mrs. Bella“ die Sache unbescheiden und treffend auf den Punkt. Ihre Kollegin Bibi Heinicke hat mit Bescheidenheit ohnehin nix mehr am Hut. Warum auch. In der Branche werden ihre Einnahmen aus Werbebeteiligungen und gezieltem Product-Placement in den Clips auf etwa 100.000 Euro taxiert – pro Monat. Damit gilt sie als Top-Verdienerin unter den deutschen Youtubern.
Das weckt Begehrlichkeiten. Hinter den Kulissen entstehen immer mehr weit verästelte Netzwerke. Agenturen wie Mediakraft ziehen die Youtube-Stars von morgen hoch und vermarkten sie professionell. Wie lange es dauert, bis ein Youtube-Star verglüht, weiß derzeit kein Mensch – dafür ist das Phänomen zu jung.
Megastar Bibi aber hat, clever, vorgesorgt. Und eine eigene Duschschaum-Reihe auf den Markt gebracht. Das Zeug riecht zwar, als wäre ein Kaugummiautomat explodiert. Aber nach der Markteinführung war es binnen Stunden ausverkauft. Landesweit.
Und das sind Bibis Youtube-Star-Kollegen
- Gronkh: Ist für einen Youtuber schon steinalt – 40! Testet Computerspiele. Das mögen 4,5 Millionen Abonnenten. Warum auch immer …
- LeFloid: Der Schlaubi-Schlumpf unter den Youtubern. Erklärt in seinen Clips die Welt und macht das wirklich gut. 3,1 Millionen Fans.
- Dner: Bisschen viel Posing, aber fleißig ist er ja. 3.000 Videos! 3,7 Millionen Fans! Betreibt mehrere Kanäle. Da geht’s um seine Reisen, um Gaming. Insgesamt hohe Nonsens-Quote.
- Dagi Bee: Ach ja, schminkt sich eben auch gern. Video-bloggt über Probleme mit Eltern oder Whatsapp. Wird geliebt: 3,5 Millionen Abonnenten.