Bietigheim-Bissingen. „Wir nennen es Spinner-Runde“, meint Rainer Steinle grinsend, wenn er beschreibt, wie beim Werkzeughersteller Bessey neue Produktideen entstehen. Entwickler, Vertriebsleute und Geschäftsführung lassen dabei ihrer Fantasie freien Lauf, wie man Schraubzwingen und Scheren noch weiter optimieren kann, erklärt der Leiter des Produktmarketings.

Für diese Werkzeuge, die vor allem im Handwerk eingesetzt werden, ist das Traditionsunternehmen aus Bietigheim-Bissingen bei Stuttgart bekannt. Manchmal führen die „Spinner-Runden“ dazu, dass Bessey etwas völlig Neues in Angriff nimmt, zum Beispiel Schnellspanner.

Diese Werkzeuge für die Befestigung von Werkstücken oder Formen sind zwar in der Industrie und dem Handwerk schon seit Jahrzehnten im Einsatz, doch bei Bessey wurden sie quasi noch einmal neu erfunden. „Wenn wir eine Neuheit auf den Markt bringen, wollen wir den Kunden wirklich zusätzlichen Nutzen bieten und nicht nur etwas schon Vorhandenes kopieren“, postuliert Carsten Spang, der in der Geschäftsführung den Werkzeugbereich verantwortet.

Im Fall der Schnellspanner geht es zum Beispiel darum, dass sie sich automatisch und stufenlos an unterschiedlich dicke Werkstücke anpassen können. Bei konventionellen Schnellspannern muss man die Einstellung bisher mit dem Schraubenschlüssel vornehmen.

Der Wechsel von Werkstücken geht jetzt fünfmal schneller als bisher

Bei der Bessey-Erfindung sorgt ein ausgeklügelter Mechanismus im Gelenk dafür, dass sich die Klammer dem Werkstück anpasst und den gewünschten Anpressdruck erzeugt.

„Damit geht der Wechsel von Werkstücken fünfmal schneller als bisher“, erklärt Spang. Auf die Idee gekommen waren die Bietigheimer Werkzeugspezialisten durch die patentierte Technik eines amerikanischen Herstellers von Zangen, die sich stufenlos anpassen.

Das Team übertrug das Prinzip zunächst auf den Schnellspanner, entwickelte dann aber in nur 14 Monaten eine eigenständige Lösung. Die ist inzwischen ebenfalls patentiert und bietet zusätzliche Vorteile: Der Schnellspanner ist nun noch langlebiger, und es lassen sich Modelle bauen, bei denen der Bedienhebel senkrecht steht. „Das ist vor allem in der Industrie gefragt“, sagt Steinle.

Für das Unternehmen mit seinen 270 Mitarbeitern eröffnen die Schnellspanner ein vollkommen neues Geschäftsfeld. „Das wird unser drittes Standbein neben Zwingen und Scheren“, da ist sich Spang sicher.