Breckerfeld. Hier geht’s rund: Weiße Eier sausen in eine Röhre – und tauchen am anderen Ende bunt bemalt wieder auf. Unter dieser Abdeckung spritzen vier Düsen gleichzeitig verschiedene Farben auf die rotierenden Eier, und das zweimal hintereinander.

„Das sind die gleichen Spritzpistolen, wie man sie zum Autolackieren benutzt“, sagt Volker Rüggeberg, gelernter Kfz-Mechaniker, während er zu Kontrollzwecken einige Eier herauspickt, sie vorsichtig dreht und wendet: „Aber wir verwenden Lebensmittellack.“

Hightech für den Osterhasen. Rüggeberg hat die Anlage mit ausgetüftelt, die bei der Firma Baumeister im nordrhein-westfälischen Breckerfeld Eier im Rekord-Tempo besprüht. „Eier in Regenbogen-Farben sind besonders beliebt“, erzählt er.

Der Rentner und frühere Betriebsleiter hilft vor Ostern aus. In der Hochsaison werden in der Firma bis zu 600.000 Eier gekocht, gefärbt und verpackt. „Pro Tag“, ergänzt Unternehmens-Chef Udo Baumeister. Der Betrieb gehört in dieser Spezialbranche zu den Großen – und beschäftigt in Spitzenzeiten bis zu 60 Mitarbeiter.

Baumeisters Vater hat vor mehr als 40 Jahren das maschinelle Eierfärben erfunden. Inzwischen gibt es laut Verband Deutsches Ei bundesweit rund 30 Betriebe in diesem winzig kleinen Wirtschaftszweig.

Nur perfekte Eier eignen sich fürs Bemalen – und nicht jedes übersteht das. Zunächst rollen sie durch heißen Dampf, danach durch fast siedendes Wasser. So werden sie „alle auf den Punkt gekocht“, erklärt Baumeister. Also weder flüssig noch hart. Nach dem Lackieren drehen die essbaren Kunstwerke in einem Glaskasten noch ein paar Runden, zum Auskühlen und Trocknen.

Die meisten Eier bleiben im Lande. Gleichwohl bekommt die Färberei auch schon mal Anfragen aus Bulgarien oder sogar Abu Dhabi, aber das sei ziemlich selten.

Schwarz-rot-goldene Eier sind zum Beispiel zur Fußball-EM gefragt

Indes beliefert Baumeister nicht nur den Osterhasen. Schließlich gibt es bunte Eier das ganze Jahr über. Schwarz-Rot-Gold zur Fußball-EM, „Konfetti“ zum Karneval. Oder einfach so, für den kleinen Hunger zwischendurch. Im letzten Jahr kauften Privatleute in Deutschland 8,4 Milliarden Eier, davon waren 474 Millionen gefärbt. Die Zahl der bunten Eier, die beispielsweise an Handelskunden oder Gastronomen gehen, wird dagegen statistisch nicht erfasst.

Und farbige Eier sind ein netter Werbegag. Baumeister hat ein Verfahren entwickelt, um Farben, Logos und Aufschriften in einem Schritt anzubringen. Dazu koppelt er einen Drucker mit der Färbemaschine. So lackierte Eier hat er schon an BMW, Shell, die Gewerkschaft IG Metall und die SPD geliefert.

Übrigens: Maschinell gefärbte Eier sind genauso gesund wie die ohne Lack, versichert Antje Elfrich. „Wenn die Schale intakt ist“, so die Agrar-Ingenieurin vom Aid-Infodienst Ernährung und Landwirtschaft, „sind solche Eier außerdem bei Raumtemperatur bis zu drei Monate haltbar.“