München. Jetzt wird wieder verhandelt: Amerikaner und Europäer treffen sich in Brüssel, um ihr wichtigstes wirtschaftspolitisches Projekt voranzubringen – das geplante Freihandelsabkommen TTIP. Es ist allerdings ausgerechnet im exportorientierten Deutschland eher unbeliebt. AKTIV sprach darüber mit Professor Gabriel Felbermayr (39) vom Münchner Ifo-Institut.

Wir machen mit den USA schon gute Geschäfte. Kann TTIP da noch viel bringen?

Das hängt davon ab, wie ambitioniert der Vertrag letztlich wird. Ein weitgehendes Abkommen, das viele Handelsbarrieren abbaut, würde unser Bruttoinlandsprodukt langfristig um gut 2,5 Prozent erhöhen – also ganz ordentlich.

Können auch kleinere Betriebe profitieren?

Durchaus. Den Unternehmen, die in ihrem jeweiligen Markt stark positioniert sind, winken durch das geplante Abkommen große Chancen – das gilt auch für unseren Mittelstand.

Wenn Zölle fallen: Nützt das auch den Verbrauchern?

Ja, weil das Güter billiger macht und die Auswahl größer wird. Dass die Zölle im Durchschnitt schon recht niedrig sind, darf uns da nicht täuschen: Bei Fahrzeugen zum Beispiel gibt es Zollsätze, die richtig wehtun. Aber es geht ja nicht nur um Zahlen.

Sondern?

Die Bedeutung von TTIP geht über den engen ökonomischen Rahmen hinaus: Es ist besser, wenn die EU und die USA die Regeln des Welthandels gestalten, als wenn das China und Russland tun! Eine vertiefte Kooperation mit den USA hat dauerhafte positive Folgen, die sich schlecht quantifizieren lassen.

Seit 2013 wird verhandelt, wie lange dauert es noch?

Schwer zu sagen. Das transpazifische Handelsabkommen TPP zwischen den USA und mehr als zehn anderen Staaten ist jedenfalls am Ende überraschend schnell abgeschlossen worden. Und das setzt Europa unter Druck: Die Japaner zum Beispiel werden künftig besseren Marktzugang in den USA haben als wir – wenn TTIP nicht kommt.