Bitterfeld-Wolfen. Das ist doch mal eine coole Idee: Im Campingurlaub geht dem Handyakku der Saft aus – und zum Laden steckt man ein Gerät samt Smartphone in die Erde! Eine Stunde später ist der Akku wieder voll. Ganz ohne Steckdose.
Die Idee kommt von Martin Rauch (14) vom Südstadt-Gymnasium in Halle/Saale. Mit dem Projekt trat er beim regionalen Contest „Schüler experimentieren“ an. Den veranstaltete jetzt das Pharma-Unternehmen Bayer in Bitterfeld – zeitgleich mit dem auf etwas ältere Teilnehmer ausgerichteten Nachwuchswettbewerb „Jugend forscht“.
41 Projekte, präsentiert von 75 Schülern
„Das Ladegerät besteht aus einer Verknüpfung von 30 galvanischen Zellen“, erklärt Rauch. „Und die wandeln spontan chemische in elektrische Energie um.“ Noch ist die Erfindung nicht ausgereift – der Schüler testet noch Materialien für die Elektroden, auch an der Isolierung der Zellen hapert es noch. Aber dass er auf gutem Wege ist, zeigt eine kleine Geldprämie der Jury.
Insgesamt präsentierten im Bayer- Werk 75 Schüler 41 Themen und Projekte. Sie untersuchten zum Beispiel die Frage, ob man mit Kaffee das Pflanzenwachstum pushen kann. Jugendliche aus Halle wiederum konstruierten einen eigenen Geigerzähler, um natürliche Radioaktivität zu messen. Und andere Schüler glänzten mit einem interaktiven Stadtplan für die Hosentasche. „Wir sind jedes Jahr aufs Neue auf die Ideen der jungen Talente gespannt“, sagt Thomas Klumpp, Leiter Sicherheit und Technik am Standort. „Und begeistert von den interessanten und vor allem praxisrelevanten Projekten.“
Schon seit 21 Jahren richtet das Unternehmen den Regionalwettbewerb aus. „Für uns ist es wichtig, interessierte Jugendliche bestmöglich zu unterstützen“, so Klumpp. „Die Teilnahme hier kann schließlich der Beginn einer Forscherlaufbahn sein.“
Nur einen Steinwurf vom Werk entfernt wohnt Jonas Winkler. Er sahnte an dem Tag den ersten Preis bei „Jugend forscht“ im Bereich Chemie ab. Der 17-Jährige tüftelte im Schülerlabor des Technologie- und Gründerzentrums Bitterfeld-Wolfen über Monate aus, wie sich aus dem nachwachsenden Rohstoff Cellulose möglichst preiswert und energiesparend sogenannte mikrofibrillierte und kristalline Nanocellulose herstellen lässt (siehe Kasten rechts). Mit dem Sieg sicherte sich Winkler die Teilnahme am Landeswettbewerb in Magdeburg.
Sonderpreis für Kupfer-Experiment
Ebenfalls ausgezeichnet: Sarah Settele aus Halle/Saale. Die 17-jährige Abiturientin vom Georg-Cantor-Gymnasium hat das ionische Migrationsverhalten von Kupfer in wässrigen Elektrolyten untersucht. Wozu man das braucht? „Gerät Feuchtigkeit in elektronische Schaltungen, können unerwünschte Kristalle entstehen“, erläutert Settele. Das gilt es zu verhindern; die Substanzen können Kurzschlüsse verursachen. Für die Arbeit gab es den Sonderpreis für das beste interdisziplinäre Projekt.
Schon gewusst?

Dafür braucht man Nanocellulose
- Nanocellulose ist ein wahrer Wunderwerkstoff. Sie kann Kunststoffe verstärken, Wände isolieren und Schadstoffe filtern.
- Gewonnen wird sie aus dem Hauptbestandteil von Holz, der Cellulose.
- Dies geschieht etwa mittels chemischer und mechanischer Verfahren.
- So entsteht einerseits mikrofibrillierte, andererseits kristalline Nanocellulose.
- Letztere kann als Platzhalter in Farbstoffsolarzellen verwendet werden. Beim Verarbeiten von Titanoxid bildet sie Hohlräume, die die Zelle dann leistungsfähiger machen.