Hemer. Die kleine glänzende Kugel ist ein Handschmeichler. Keine Drehspur, kein unerwünschter Grat sind auf der Oberfläche und an den Konturen zu fühlen. Das präzise gedrehte Messingteil ist für ein Gas-Kugelventil bestimmt.

Von solchen Teilen gibt es viele bei der Sundwiger Drehtechnik in Hemer, über 2.000 verschiedene Produkte sind im Angebot: Scheiben, Ringe, Röhrchen, Kugeln, Trichter, Zylinder, Gehäuse. Für rund 30 Branchen. Gebraucht werden die Teile in Autos und Nutzfahrzeugen, in Sanitärarmaturen, in der Messregeltechnik, im Maschinenbau, in der Medizintechnik und in der Getränke-Industrie.

„Wir sind in allem sehr breit aufgestellt, das ist eine unserer Stärken“, sagt Geschäftsführer Dirk Graewe. Vom Einzelstück bis zu vielen Millionen Exemplaren wird gefertigt, aus verschiedensten Materialien von Messing über Titan bis hin zum Kunststoff, von 4 bis 840 Millimeter Durchmesser.

Das kleinste Produkt ist ein 1,4 Millimeter großer, innen liegender Spiegel für ein Operationsverfahren in der Medizin. Es ist eine Neuheit. Genauso wie die Abschlepphülse aus Alu. „Das Know-how in Material und Oberfläche ist unsere Kernkompetenz“, so der Geschäftsführer.

Der Erfolg gibt ihm recht. 2003 hatte er das damals insolvente Unternehmen mit 80 Mitarbeitern übernommen. Ihre Zahl ist auf 160 gestiegen. Sie haben sich auf das Glanzdrehen mit dem markengeschützten Verfahren namens „first solus“ spezialisiert.

Die brillanten Oberflächen entstehen ohne Schleifen und Polieren

Das Glanzdrehen und -fräsen mit Diamantwerkzeugen schafft brillante Oberflächen in Spiegelqualität – ohne Polieren und Schleifen. „Dadurch bleiben auch die Feinheiten erhalten“, betont Graewe. „Es ist ein Verfahren für alle Dinge, die man schöner haben will.“ Für Uhrenringe und Lüftungsdüsen im Innenraum von Nobelautos etwa, bei edlen Schreibgeräten und Sanitärarmaturen oder Schmuck. Namen wie Bentley und Bugatti stehen auf der Kundenliste.

Helene Pazur überprüft mit ihren Kolleginnen jedes Teil vor der Auslieferung. Seit 20 Jahren ist sie schon dabei. Damit gehört sie zu den älteren Mitarbeitern in der recht jungen Mannschaft.

„Wir haben einen gesunden Mix“, meint Graewe – und erwähnt den mit 74 Jahren ältesten Mitarbeiter, der nach vielen Jahren im Vertrieb immer noch tageweise kommt. Andererseits investiert die Firma viel in den Nachwuchs. Die Ausbildungsquote liegt bei 10 Prozent.

Das Unternehmen macht aus der Produktion kein Geheimnis. Es hat mit sieben anderen Mittelständlern aus der Region die „Expertise Sauerland“ gegründet. Der Verbund deckt 15 Fertigungsverfahren von der Metall- und Kunststoffverarbeitung bis zum Werkzeugbau ab – und kann so den Kunden Komplettlösungen anbieten.

„Die Mitarbeiter spielen da eine große Rolle“, betont der Geschäftsführer. „Sie treffen sich, gehen in die anderen Unternehmen. Und entwickeln gemeinsam Produkte.“ Davon profitieren alle: „Man muss einfach offen sein.“